Kritik eines Anwohners hat Erfolg

Konflikt? Darum bleiben in Dorsten die Kirchenglocken nachts stumm

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Die Pfarrei St. Agatha in Dorsten im Kreis Recklinghausen hat das nächtliche Uhrzeit-Läuten eingestellt. Der Glockenton war zu laut, stellten Sachverständige fest.

Wer in Dorstens Innenstadt nachts unterwegs war, konnte am Schlag der Kirchturmsglocke von St. Agatha mitbekommen, wie spät es geworden ist. Damit ist es nun vorbei: Die Pfarrei St. Agatha hat das Uhrzeit-Läuten nachts eingestellt.

Ein Anwohner hatte den Wunsch geäußert, das Geläut nachts auszustellen. Die Kirchenglocke schlug jede Viertelstunde immer nach einem genauen Muster: einmal um viertel nach, zweimal zur halben Stunde, dreimal zur Dreiviertelstunde und dann jeweils zur ganzen Stunde viermal mit der Stunden-Zahl.

Fernsehsender wittern Skandal in Dorsten

Dieses „weltliche“ Läuten ist nun eingestellt. Davon völlig unberührt ist das liturgische Läuten etwa zu den Gottesdiensten. „Ich habe Verständnis für das Anliegen des Anwohners“, sagt Pfarrer Stephan Rüdiger von der Pfarrei St. Agatha im Gespräch mit Kirche+Leben.

Der Pfarrer sieht keinen weiteren Grund zur Aufregung. „Einige Fernsehsender haben sich schon gemeldet. Sie witterten wohl einen heftigen Konflikt. Den hat es hier aber nicht gegeben.“ Der Kirchenvorstand habe einvernehmlich die Entscheidung getroffen, die nächtliche Zeitansage durch die Kirchenglocke von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens einzustellen.

Erhöhte Lautstärke

Zuvor hatte ein Glockensachverständiger festgestellt, dass die nächtlichen Glockenschläge zu laut waren. Erlaubt sind Messwerte zur Lautstärke nachts von unter 20 Dezibel. Die Kirchenglocke hatte den Grenzwert überschritten. Tagsüber dürfen die Glocken lauter ertönen.

„Wir hatten Glocken-Experten und Techniker gefragt, ob ein leiserer Ton möglich ist. Doch dies lässt sich nicht realisieren. Die Kosten dafür wären viel zu hoch“, sagt Pfarrer Rüdiger und stellt klar: Im Zug der Diskussion habe es kein juristisches Tauziehen gegeben. „Die Gespräche verliefen fair und sachlich. Es gibt auch keinen Kulturkampf.“

Das liturgische Läuten bleibt

Das liturgische Läuten sei rechtlich abgesichert und unterliege der Religionsfreiheit, die es zu schützen gelte. „Dies steht in Dorsten auch nicht zur Diskussion. Da gibt es auch keinen Ärger mit Anwohnern“, stellt Pfarrer Rüdiger klar. Wer etwas anderes hineininterpretiere, der liege falsch.

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