Läuterkompanie regelmäßig im Einsatz

Sie sorgen für den Glockenklang am Xantener Dom - seit 100 Jahren

Anzeige

Dass im Xantener Dom die Glocken regelmäßig erklingen, ist nicht nur der Technik, sondern auch der sogenannten Läuterkompanie zu verdanken. Diese feiert jetzt 100-jähriges Bestehen.

Eines machen die Männer direkt deutlich: „Es geht nicht um uns – es geht um die Glocken, die zur Ehre Gottes läuten und die Menschen zum Gottesdienst einladen“, sagen sie. Dabei hätten die Mitglieder der sogenannten Läuterkompanie im Xantener Dom allen Grund, sich selber in den Vordergrund zu stellen. Seit 100 Jahren sorgen sie und ihre Vorgänger dafür, dass nicht nur die sechs elektrisch betriebenen Glocken erklingen, sondern auch die drei Glocken, denen mit gekonntem Seilzug der richtige Schwung verliehen wird, wie die Bischöfliche Pressestelle berichtet.

Der Arbeitsplatz der Läuterkompanie ist unscheinbar. In der Westchorhalle, ganz hinten im Dom, zwischen Eingang und Orgel, hängen drei Seile aus der Decke, das wenige Licht, das in diesen grauen Tagen durch die Fenster fällt, sorgt für eine schummerige Atmosphäre. Umso eindrucksvoller ist das Ergebnis, wenn die sieben zum Läuten eingeteilten Männer im eingespielten Rhythmus an den Seilen ziehen und plötzlich der Glockenklang zu hören ist, wenn sich die Instrumente 40 Meter über den Köpfen der Männer in Bewegung gesetzt haben. Ein Plan, der an der Wand des Domes befestigt ist, gibt vor, welche Glocken zu welchen Anlässen geläutet werden – denn die Männer sind nicht nur zu besonderen Feiertagen aktiv, sondern an jedem Wochenende. Nicht immer werden alle drei Glocken geläutet.

Xantener Dom: Älteste Glocke hat einen Riss

Als die Läuterkompanie für Dreharbeiten – denn auch das Fernsehen berichtet über das große Jubiläum – die Glocken klingen lässt, dauert es nicht lange, bis eine Frau verwundert den Dom betritt: „Ich habe gerade den Viktor läuten hören. Was ist denn heute für ein Festtag?“, fragt sie verwundert. „Der Viktor“ ist die älteste der drei Glocken und ruft schon seit mehr als fünf Jahrhunderten die Menschen in die Kirche – gegossen wurde „Viktor“ 1450, er wiegt 2300 Kilogramm. Allerdings, so erzählt es der Experte Tobias Schrörs, gibt es einen Riss in der Glocke, daher läutet sie nur zu besonderen Anlässen. Begleitet wird „Viktor“ von „Helena“ aus dem Jahr 1461 sowie „Anna und Antonius“, die 1495 gegossen, im Zweiten Weltkrieg jedoch zerstört wurde. Aus dem geborgenen Metall wurde sie 1962 neu gegossen.

Es ist eine einstudierte Choreografie, nach der die Männer an den Seilen ziehen, teils zu dritt für eine Glocke, teils alleine. Zehn Minuten dauert ihr Einsatz jeweils, eine gewisse Kondition ist daher notwendig. Ansonsten, versichern die Mitglieder der Läuterkompanie, müsse man außer Neugierde und Lust am Ausprobieren keine besonderen Fähigkeiten mitbringen. Das notwendige Wissen um den richtigen Schwung wird vor Ort vermittelt. Willkommen sind, das betonen die Herren, ausdrücklich auch Frauen und jüngere Interessierte. Wer mitläuten möchte, kann sich an Küster Bruno Müller wenden.

Propst dankt Ehrenamtlichen

Propst Stefan Notz freut sich über den ehrenamtlichen Einsatz der Läuterkompanie, die übrigens nicht nur zu besonderen Festen, sondern auch am Samstagabend und sonntags zu den Gottesdiensten läutet. „Die Domglocken haben eine kulturelle Bedeutung, die sie auf klangvolle Weise vermitteln. Ich danke der Läuterkompanie, die durch ihr Tun aktiv am Gemeindeaufbau teilnimmt und durch das Läuten einlädt zum Lob Gottes“, sagt der Propst.

Anzeige