Die endgültige Entscheidung über die Echtheit der Ereignisse von Medjugorje liegt noch beim Papst

Kongress zu 40 Jahre Medjugorje - Bischof: Anbetung nicht alles

  • Nach Medjugorje dürfen seit 2019 offizielle katholische Pilgerfahrten organisiert werden.
  • Der Vatikan will dies aber nicht als Anerkennung der angeblichen Erscheinungen verstanden wissen.
  • Aus Anlass des 40. Jahrestags der ersten angeblichen Marienerscheinungen in dem Dorf startete am Wochenende ein Online-Kongress

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Während die Kirchenleitung über Jahrzehnte zögerte, eine Prüfungskommission nach der anderen aufstellte und Delegaten zur Recherche entsandte, hat ein Teil des Kirchenvolkes längst mit den Füßen abgestimmt. Für sie ist, was sich seit 40 Jahren in einem Nest in der Herzegowina 20 Kilometer westlich von Mostar abspielt, Grund genug, dort hinzupilgern. Und so gehört Medjugorje - jenseits von Corona - zu den erfolgreichsten Marienwallfahrtsorten der Welt.

Aus Anlass des 40. Jahrestags der ersten angeblichen Marienerscheinungen in dem bosnischen Dorf startete am Wochenende unter dem Titel „Medjugorje - Modell der Neuevangelisierung für die Welt“ ein Online-Kongress. Der Verein Medjugorje Deutschland mit Sitz in Beuren im Landkreis Neu-Ulm berichtete über eine Teilnahme von mehreren Millionen Menschen aus aller Welt. Auf dem Programm standen etwa Glaubenszeugnisse, Musik und Vorträge.

 

Bischof Meier: Manche Gläubige fordern intensivere Anbetung

 

Der für Beuren zuständige Augsburger Bischof Bertram Meier mahnte, bei der Verbreitung der Frohen Botschaft sollten Christen gewisse Reflexe vermeiden. Den „vielen Herausforderungen unserer Zeit dürfen wir bei all unseren Bemühungen um Evangelisierung nicht mit Vereinfachung, Kulturpessimismus oder gar Antimodernismus begegnen, bis dahin, dass die Diskussion um innerkirchliche Reformen wie den Synodalen Weg als 'Anbiederung an den Zeitgeist' gedeutet wird“, so Meier laut Manuskript.

Meier ergänzte, manche Gläubige forderten eine deutlich stärkere Abkehr von der Welt und eine Intensivierung von Anbetung und Lobpreis als Ausdruck einer innigen Gottesbeziehung. Er sehe dabei die Gefahr, „dass wichtige Elemente einer lebendigen Gottesbeziehung wie die Bitte oder die Klage, die unser menschliches Leben begleiten, bei dieser Form der Frömmigkeit leicht aus dem Blick geraten“. Denn Kirche dürfe sich „nicht allein auf die reine Anbetung zurückziehen, ohne sich des Menschen mit all seinen Sorgen und Leiden anzunehmen, wie es uns Jesus vorgelebt hat“.

 

Polnischer Erzbischof Hoser kritisiert „Entchristlichung“

 

Der polnische Erzbischof Henryk Hoser erklärte als apostolischer Visitator Medjugorjes, die Pilgerstätte sei „eine Art Modell der Neuevangelisierung“. In vielen traditionell christlichen Ländern gebe es „eine massive Entchristlichung, einen stillen Abfall vom Glauben, und daher braucht es eine neue Evangelisierung Europas, Nordamerikas und der gesamten atlantischen Zivilisation“.

Verloren gegangen seien das Gespür für das Sakrale. An dieser Stelle setze Medjugorje an. Es biete die klassischen Dinge wie verschiedene Arten des Gebets und Stille an. Als spezifisches Element sei dem Ort die marianische Frömmigkeit zu eigen.

 

Endgültige Entscheidung über Medjugorje beim Papst

 

Franjo Komarica, Bischof von Banja Luka in Bosnien-Herzegowina, befürwortete eine offizielle kirchliche Unterstützung des Pilgerortes. Medjugorje habe „eine hohe und in mancher Hinsicht auf Bekehrungen, Beichten und geistliche Berufe besonders kostbare Stellung“. Diese verdiene „entschiedene Beherzigung und auch Unterstützung von der Seite der gesamten Kirche.“ Komarica warnte zudem vor einem Leben ohne den Glauben an Gott: „Wenn der Sinn für Gott schwindet, wird auch der Sinn für den Menschen bedroht.“

1981 berichteten sechs Kinder in Medjugorje, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit an und gehen mittlerweile in die Zehntausende. Die endgültige Entscheidung über die Echtheit der Ereignisse von Medjugorje liegt beim Papst. Dieser hat bisher kein abschließendes Urteil gefällt.

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