Bischof Javier Echevarria erlag einer Lungenentzündung

Leiter des Opus Dei gestorben

Der Leiter des Opus Dei, Bischof Javier Echevarria, ist gestorben. 22 Jahre lang stand er an der Spitze der umstrittenen konservativen Gruppierung.

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Der Leiter des Opus Dei ist tot. Bischof Javier Echevarria erlag mit 84 Jahren in Rom den Folgen einer Lungenentzündung, wie das Opus Dei am Montagabend mitteilte. Er sei bereits vor gut einer Woche in ein römisches Krankenhaus eingeliefert worden. Der Spanier Echevarria war seit 1994 dritter Leiter der konservativen Gruppierung, die von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Personalprälatur erhoben wurde.

Die Leitung übernimmt nach Angaben der Prälatur vorläufig Fernando Ocariz (72), seit 1994 Generalvikar des Opus Dei. Ocariz ist Mitglied der päpstlichen Theologenkommission und Berater der Römischen Glaubenskongregation. Er war Mitautor der konservativen Erklärung „Dominus Iesus“ über die Einzigartigkeit Jesu Christi und der Kirche. Zudem gehört er jener päpstlichen Kommission an, die die theologische Diskussion mit der traditionalistischen Piusbruderschaft führt. Streitpunkt ist die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).

 

Wahl eines Nachfolgers

 

Gemäß den Statuten des Opus Dei beginnt nun binnen eines Monats der Prozess zur Wahl eines Nachfolgers. Die Wahl muss von Papst Franziskus bestätigt werden.

Der verstorbene Echevarria wurde am 14. Juni 1932 in Madrid geboren, dem Entstehungsort des Opus Dei. Schon mit 16 Jahren schloss er sich 1948 dem Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva (1902-1975) an. Seit 1953 war der studierte Jurist und Kirchenrechtler Escrivas Sekretär.

Unter Escrivas Nachfolger Alvaro del Portillo (1914-1994) wurde Echevarria Generalsekretär. Als Johannes Paul II. das Opus Dei 1982 zur Personalprälatur erhob, wurde Echevarria deren Generalvikar. Zudem wurde er Berater der Heiligsprechungskongregation und später der einflussreichen Kleruskongregation. Nach del Portillos Tod ernannte ihn Johannes Paul II. zum dritten Oberen des Opus Dei.

Was ist Opus Dei?
Das Opus Dei, zu deutsch „Werk Gottes“, wurde im Oktober 1928 von dem heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Die Mitglieder sind angehalten, ihr gesamtes Leben zu heiligen, etwa auch durch Askese und körperliche Kasteiung. Die Gesellschaft soll durch ein konsequent christliches Leben in einflussreichen Positionen geprägt werden.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gewährte der konservativen Vereinigung 1982 die bislang einmalige Rechtsform einer „Personalprälatur“ mit einer gesonderten Priesterausbildung. An ihrer Spitze steht ein Bischof.
Dem Opus Dei gehören nach eigenen Angaben derzeit weltweit rund 90.000 Mitglieder an, davon 600 in Deutschland; die weitaus meisten Mitglieder sind Laien. Die rund 2.000 Priester, die sich zum Opus Dei bekennen, sind in der „Priesterlichen Gemeinschaft vom Heiligen Kreuz“ zusammengefasst. Darüber hinaus spricht das Werk von weltweit mehreren hunderttausend „Freunden“ und „Unterstützern“.
Kritiker werfen dem Opus Dei Elitedenken, eine Erziehung zu blindem Gehorsam und sektenhafte Strukturen vor. Das Wirken der Organisation widerspreche Werten wie Freiheit, Mündigkeit und Gleichberechtigung. Das Werk unterhält mehrere Hochschulen, darunter die Päpstliche Universität Santa Croce.

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