Münchner Kardinal erläutert Bitte um Amtsverzicht

Marx: Wo ich wirken soll, möge der Papst entscheiden

  • Kardinal Reinhard Marx hat seinen Rücktrittsbeschluss nach eigenem Bekunden bereits vor Ostern gefasst und seinen Brief am 21. Mai in Rom Papst Franziskus vorgelesen.
  • Die Bitte um Amtsverzicht sei seine "ganz persönliche Entscheidung" gewesen, erklärte Marx vor Journalisten. Diese habe er mit seinem Gewissen getroffen und mit einem kleinen Kreis beraten.
  • Mit seinem Schritt wolle er nicht auf andere Mitbrüder im bischöflichen Amt einwirken, machte Marx deutlich.

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Kardinal Reinhard Marx hat seinen Rücktrittsbeschluss nach eigenem Bekunden bereits vor Ostern gefasst. Vor Journalisten sagte der Erzbischof von München und Freising am Freitag in München, das Amtsverzicht-Schreiben an Papst Franziskus sei "zu 95 Prozent" bereits an Ostern (4. April) fertig gewesen. Er habe es dem Papst bei einem Besuch in Rom am 21. Mai vorgelesen. Dieser habe ihn um Bedenkzeit gebeten und ihn vergangene Woche per E-Mail und telefonisch ermutigt, den Schritt und das Schreiben öffentlich zu machen.

Die Bitte um Amtsverzicht sei seine "ganz persönliche Entscheidung" gewesen, erklärte Marx. Diese habe er mit seinem Gewissen getroffen und nur mit einem kleinen Kreis beraten. Aber je mehr er darüber nachgedacht habe, sei er zu dem Schluss gekommen, diesen Schritt gehen zu wollen, auch weil ihm das Evangelium die Richtung weise. "Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer es verliert, wird es gewinnen", zitierte der Kardinal aus dem Neuen Testament. Er habe sein Arbeiten jetzt in die Hände des Papstes gelegt. Weiter betonte er: "Ich bin nicht amtsmüde, ich bin nicht demotiviert. Sicher nicht."

 

Marx: Ich kann keinem Vorschriften machen

 

Er sei überzeugt, dass diese Gesellschaft das christliche Evangelium brauche, sagte der Kardinal. Aber dazu brauche es auch eine Kirche, die sich immer wieder erneuere. Das Evangelium deutlich zu machen in dieser Gesellschaft, werde er nicht unterlassen. "Mein Dienst für die Kirche und die Menschen ist nicht zu Ende." Er sei gerne Bischof und Priester. "Aber wo ich pastoral wirken kann, das möge der Papst entscheiden."

Mit seinem Schritt wolle er nicht auf andere Mitbrüder im bischöflichen Amt einwirken, machte Marx deutlich. Er habe Verantwortung für das Erzbistum München und Freising; jeder müsse seine Verantwortung auf seine Weise wahrnehmen, "da kann ich keinem Vorschriften machen und möchte es auch nicht".

 

Marx: Evangelium noch lange nicht ausgereizt

 

Auf die Frage, was er sich mit diesem Zeichen erhoffe, sagte Marx, zumindest eine Ermutigung derart, dass das Evangelium noch lange nicht ausgereizt sei in diesem Land. Den Begriff des "toten Punktes", den er für den Zustand der Kirche verwendet habe, sei ein Wort des Jesuitenpaters Alfred Delp (1907-1945). Das würden aktuell viele so empfinden.

In den Gemeinden und Pfarreien erlebe er, dass die Menschen miteinander Kirche sein wollten, "aber sie wollen es auf eine neue Art". Es gehe nicht darum, angepasst an die Welt zu sein, aber so einladend und profiliert, dass Menschen mehr davon wollten.

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