Mindestens zwei Fälle in Vorbereitungen

Mehrere Missbrauchsbetroffene wollen Bistum Trier verklagen

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Auf das Bistum Trier könnten Gerichtsverfahren zukommen, in denen Missbrauchsbetroffene hohe Entschädigungen verlangen. Erste Klagen werden vorbereitet, weitere Betroffene könnten folgen.

Das Bistum Trier wird möglicherweise mit hohen finanziellen Forderungen zur Entschädigung von Missbrauchsbetroffenen konfrontiert. Hermann Schell, Vorsitzender des Vereins „Missbrauch im Bistum Trier“ (MissBiT) sagte am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass in mindestens zwei Fällen die Vorbereitungen für Zivilklagen auf Entschädigung gegen das Bistum Trier vorbereitet würden. Zuerst hatte der „Trierische Volksfreund“ darüber berichtet.

„Insgesamt sind mehr als zehn Betroffene klagebereit, von denen wir wissen“, sagte der Vereinsvorsitzende. „Diese Personen beobachten sehr genau, was sich entwickeln wird, wenn die ersten Klagen verhandelt werden.“ Schell kündigte an, am Mittwoch weitere Einzelheiten mitzuteilen. Einer der Missbrauchsbetroffenen werde gemeinsam mit MissBiT vor die Presse treten und erläutern, was eine Klage gegen das Bistum für ihn persönlich bedeutet.

Sprecherin: Bistum Trier wird sich Klagen stellen

Das Bistum werde sich eingehenden Klagen stellen, sagte Sprecherin Judith Rupp auf Anfrage. Bis Montag seien noch keine Klagen beim Bistum eingegangen.

Auf Anregung der unabhängigen Aufarbeitungskommission des Bistums werde derzeit eine Ombudsstelle entwickelt, die die Begleitung von Betroffenen im Blick habe, sagte Rupp. Für Betroffene von sexuellem Missbrauch gebe es bereits verschiedene Angebote. „Neben den Ansprechpersonen des Bistums und bei den verschiedenen katholischen Einrichtungen oder bei Phoenix (AWO) gibt es immer die Möglichkeit, mit dem Bischof oder dem Generalvikar zu sprechen. Auch der Betroffenenbeirat und die Unabhängige Aufarbeitungskommission sind als Gesprächspartner benannt und bekannt“, sagte die Sprecherin.

Diözese gibt Auskunft über Zahlungen

Wie das Bistum im Internet mitteilte, wurden seit 2010 „materielle Anerkennungen des Leides“ in Höhe von 2.141.500 Euro sowie Therapiekosten in Höhe von 106.720,92 Euro ausgezahlt. Die Leistungen gingen in den Jahren 2010 bis 2022 an 164 Personen. Der Jahresbericht 2023 (mit den Angaben bis einschließlich Ende 2023) werde voraussichtlich bis Mitte 2024 veröffentlicht, teilte das Bistum auf KNA-Anfrage mit.

Der Verein MissBiT hat nach eigenen Angaben aktuell rund 70 Mitglieder. Mehr als die Hälfte davon seien laut Schell von Missbrauchstaten betroffen gewesen.

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