Bischofskonferenz startet umfassende Aufarbeitungs-Studie nach Pilotprojekt

Missbrauch: Papst-Botschaft in der Schweiz lehnt Zugang zu Archiven ab

Anzeige

Nach der Veröffentlichung der Pilotstudie über Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz sollen weitere Archive erforscht werden. Das der päpstlichen Botschaft bleibt jedoch zu, sagt der Nuntius. Er verweist auf einen Vertrag.

Der Vatikan lehnt eine Öffnung des Nuntiatur-Archivs in Bern für eine Missbrauchsstudie der Universität Zürich ab. Der Botschafter des Papstes in der Schweiz, Erzbischof Martin Krebs, verwies auf Anfrage der Zeitung "SonntagsBlick" auf das weltweit gültige Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen von 1961. Demnach seien Botschaftsarchive "jederzeit unverletzlich, wo immer sie sich befinden". Auch eine punktuelle Akteneinsicht ausschließlich in Missbrauch betreffende Akten lehnt Krebs ab.

Historikerinnen der Uni Zürich hatten am Dienstag eine Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz vorgestellt. Identifiziert wurden seit Mitte des 20. Jahrhunderts 1.002 Fälle, 510 Beschuldigte und 921 Betroffene. Die beiden Studienleiterinnen gehen jedoch mit Blick auf frühere Forschungen im Dunkelfeld davon aus, dass dies nur "die Spitze des Eisbergs" sei.

Umfassende Archiv-Studie zur Aufklärung

Das Pilotprojekt, das unter anderem von der Schweizer Bischofskonferenz in Auftrag gegeben wurde, war der erste systematische Versuch, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in der Schweiz wissenschaftlich zu erfassen. Eine umfassende Studie soll nun binnen drei Jahren folgen.

Dafür sollen zahlreiche weitere Archive ausgewertet werden, darunter Archive von Ordensgemeinschaften, Dokumente diözesaner Gremien und die Archivbestände katholischer Schulen, Internate und Heime sowie staatliche Archive. Auch von der Berner Nuntiatur wurde dafür Akteneinsicht gefordert.

Anzeige