Beratungen mit Kirchenfunktionären laufen

Missbrauchs-Betroffene: Evangelische Landeskirchen müssen Macht abgeben

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Eine Studie hat der Evangelischen Kirche in Deutschland ein schlechtes Zeugnis im Umgang mit Missbrauch ausgestellt. Nun haben Betroffenenvertreter und Kirchenfunktionäre gemeinsam über Konsequenzen beraten.

Nach Vorstellung der ersten bundesweiten Missbrauchsstudie für die evangelische Kirche drängen Betroffene auf baldige Konsequenzen. „Es bleibt viel zu tun“, erklärte der Sprecher der Betroffenenvertretung, Detlev Zander, laut einer Mitteilung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von Dienstag.

„Nur wenn die Landeskirchen und die diakonischen Landesverbände jetzt genügend Geld und Personal einsetzen und sich endlich zu einheitlichen Standards bekennen, können Kirche und Diakonie den Bedürfnissen betroffener Menschen gerecht werden. Das bedeutet auch, dass Landeskirchen und diakonische Landesverbände Macht abgeben.“ Zander äußerte sich nach einer zweitägigen Sitzung des EKD-Beteiligungsforums, in dem Betroffene und Beauftragte von Kirche und Diakonie vertreten sind.

Betroffene: Verbesserung jetzt – nicht erst in fünf Jahren

Die Studie für EKD und Diakonie war Ende Januar von unabhängigen Forschern vorgestellt worden. Demnach fanden sich Hinweise auf 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte in kirchlichen Akten für die Jahre 1946 bis 2020. Allerdings gehen die Forscher von einer sehr viel höheren Dunkelziffer aus. Zudem stellten sie Kirche und Diakonie im Umgang mit Missbrauchsfällen ein schlechtes Zeugnis aus.

Das Beteiligungsforum hat sich nach Angaben der EKD mit den 46 Empfehlungen der Studie auseinandergesetzt. Erarbeitet worden sei ein Zeitplan für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen, die im November der Synode der EKD zur Abstimmung vorgelegt würden. Der nächste Schritt seien gemeinsame Beratungen der Leitungsgremien mit Vertretern des Beteiligungsforums im März. Im April und im Mai folgten weitere Sitzungen des Beteiligungsforums. Nancy Janz, Co-Sprecherin der Betroffenen, mahnte: „Betroffene müssen jetzt eine Verbesserung ihrer Lage feststellen können und nicht erst in fünf Jahren.“

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