Europäische Stadtchefs treffen sich im Vatikan zum Thema Flüchtlinge

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe beim Papst

Papst Franziskus hat Stadtoberhäupter aus Europa zur Diskussion über die aktuelle Flüchtlingssituation in den Vatikan eingeladen. Markus Lewe aus Münster wird dabei sein. Ein Interview im Vorfeld.

Anzeige

Vom 8. bis 9. Dezember trifft der Oberbürgermeister von Münster, Markus Lewe, auf Einladung des Vatikans Amtskollegen aus europäischen Großstädten. Thema ist die Flüchtlingssituation. Im Vorfeld erklärt Lewe seine Position.

Kirche+Leben: Herr Lewe, warum steht das Thema Flüchtlinge im Mittelpunkt des Treffens?

Zur Tagung mit dem Titel „Europa: Flüchtlinge sind unsere Brüder und Schwestern“ hat die Päpstliche Akademie der Wissenschaften Bürgermeister vom 9. bis 10. Dezember in den Vatikan eingeladen. Die Städte spielen in den Augen der Organisatoren eine entscheidende Rolle auf der suche nach tragfähigen Lösungen. Es soll um einen Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Suche nach Problemlösungen gehen. Ein Zusammentreffen mit Papst Franziskus ist geplant. Zur Eröffnung wird Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

Markus Lewe: Die Städte stehen in den Flüchtlingsfragen in besonderer Verantwortung. Die Herausforderungen geographisch entfernter Länder oder künftiger Generationen sind nicht mehr nur deren, sondern bereits unsere Angelegenheit.  Wenn die Welt in Zeiten der Globalisierung zum Dorf wird, dann wird der Ferne zum Nächsten. Wir können es uns nicht leisten, abseits zu stehen, sondern müssen die Herausforderungen aktiv angehen.

Wie sehen Sie die Stadt Münster in dieser Frage aufgestellt?

 Als Stadt des Westfälischen Friedens steht Münster in besonderer Tradition und Verantwortung. Das „Westfälische System“ als Grundsäule des friedlichen Zusammenlebens kann einen Lösungsansatz darstellen. Konkret hat die Stadt Münster im September 2016 das Handlungskonzept „Geflüchtete Menschen in Münster“ sowohl als Bestandsaufnahme als auch als Wegweiser vorgestellt.  Neben Sprachkursen, Bildung und Integration in den Arbeitsmarkt ist das bürgerschaftliche Engagement in der Flüchtlingshilfe für die Stadt Münster von entscheidender Bedeutung.

Gibt es unter den Großstädten unterschiedliche Modelle im Umgang mit den Flüchtlingen?

Markus Lewe (CDU) ist seit 2009 Oberbürgermeister der Stadt Münster. In Münster lebten nach Angaben der Stadt zwischenzeitlich mehr als 4.000 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften. Derzeit sind es etwa 3.300.

Wir alle sind durch den Zuzug von Zuflucht suchenden Menschen mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Uns allen ist auch daran gelegen, effektive Lösungen zu finden. Problematisch wird es allerdings, wenn es in Städten keine Perspektiven gibt und sich aufgrund der Herkunft Parallelgesellschaften bilden, die sich nicht an die hier geltenden Regeln und Gesetze halten.

Ist der Vatikan der geeignete Ort für das Treffen, weil der Papst immer wieder deutlich Stellung zum Thema bezieht?

Der Ort steht für christliche Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Barmherzigkeit. Werte, die mir als Christ sehr wichtig sind. Die Position von Papst Franziskus ist entschlossen. Der Vatikan ist in meinen Augen deshalb der richtige Ort für eine solche Zusammenkunft.

Wie schwierig ist es, eine solche christliche Perspektive in die münstersche Politik einzubringen?

Es ist nicht immer einfach, aber machbar. Wichtig ist ein breiter Konsens und natürlich Aufklärungsarbeit. So kann im nächsten Schritt die gemeinsame Suche nach Lösungen beginnen.

Welche Impulse erhoffen Sie sich von dem Treffen für die zukünftige Entwicklung in der Stadt Münster?

Mit Spannung erwarte ich den Austausch von Erfahrungswerten und erhoffe mir dadurch neue Impulse für unsere Stadt. Gerne möchte ich auch unsere Erfahrungen mit anderen europäischen Städten teilen, damit wir gemeinsam und in europäischer Verantwortung diese historischen Herausforderungen meistern können. Entscheidende Weichen für gelingende Integration in der Stadt Münster wurden gestellt. Die Entwicklungen müssen genau beobachtet, stetig weiterentwickelt und verbessert werden.

Anzeige