„Tag des Alters“ zum ersten Mal in Vechta

Müntefering: Alleinsein ist größtes Problem

Franz Müntefering (SPD), früherer Vizekanzler, sprach beim ersten Infotag des Landkreises Vechta zum Thema „Rund um’s Alter“. Er forderte gerechte Löhne und gab Tipps beim Älterwerden.

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Für gerechte Löhne hat sich Franz Müntefering am Samstag im Vechtaer Kreishaus ausgesprochen. Das Gefälle zwischen „sittenwidrig hohen Löhnen“ einerseits und niedrigen Löhnen andererseits sei ein Zeichen dafür, „dass wir einfache Arbeit nicht richtig würdigen“, sagte der frühere Bundesarbeits- und -sozialminister im Rahmen des ersten Infotages des Landkreises Vechta zum Thema „Rund um’s Alter“.

Organisatoren waren neben dem Landkreis Vechta das Bischöflich Münstersche Offizialat, die Diakonie, der evangelisch-lutherischer Kirchenkreis, der Palliativstützpunkt Damme sowie der Landes-Caritasverband für Oldenburg.

 

Nach der Rente sei das Leben  nicht vorbei

 

Man könne nicht die obersten Eliten herausgreifen und mit Millionen Euros vergüten. „Alle müssen eine Chance haben, beschäftigt und anerkannt zu sein“, so der heutige Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen in Deutschland vor rund 200 Zuhörern.  

Für schwierig hält der gebürtige Sauerländer den Begriff des Renteneintrittsalters: „Das ist eine Phase und kein Stichtag.“ Vor allem für Männer sei jedoch wichtig, „dass das Leben nach der Berufsphase auch noch Leben ist und nicht nur die Phase, in der man den Tank leerfährt.“ Man dürfe das Leben nicht danach definieren, ob man berufstätig ist oder nicht. Das Ehrenamt sei hier eine gute Möglichkeit.

 

Ernährung, Bewegung und Freundschaften zählen

 

Wenn er gefragt werde, wie alt er sich fühle, gebe er mit 77 sein tatsächliches Alter an. „Weshalb sollte ich sagen, dass ich mich jünger fühle: Ich bin doch nicht schizophren.“  In der zweiten Lebenshälfte seien Ernährung, Bewegung und sozialer Kontakt die drei Elemente, um einen Alterungsprozess gut zu gestalten. „Das größte Problem ist nicht das Übergewicht, sondern das Alleinsein; niemanden zu haben, mit dem man sich austauschen kann“, sagte Müntefering. Menschen Gelegenheit zu geben, einander zu begegnen, schrieb er daher Kommunen und Verbänden als Aufgabe ins Stammbuch.

Im Blick auf die Pflege Dementer warnte er Angehörige vor der Haltung „Ich opfere mich für den Betroffenen auf“. Wichtig sei vor allem fachlicher Rat. Auch für eine ambulante Betreuung gebe es Grenzen. „Kreuzworträtsel, Liegestuhl und Pillen“ sei im Blick auf eine Demenzerkrankung der falsche Weg. Wichtiger vielmehr riet er „Bewegung, Bewegung, Bewegung.“ Seine Empfehlung für alle älteren Menschen ist ein dreifaches „L“: „Laufen, lernen und lachen“, so der frühere Vizekanzler und SPD-Bundesvorsitzende.

Als „ziemliche Katastrophe“ bezeichnete Müntefering die psychiatrische Altersversorgung insbesondere von Hochbetagten in Deutschland. „Da müssen wir uns drum kümmern.“

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