Themenwoche „Vergessene Konflikte“ (5) - Ukraine

Nach Flucht aus Kiew findet Paar in Münster neue Heimat

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Vitlana Shurova ist vor knapp zwei Jahren mit ihrem Mann aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. In Münster leitet die 64-Jährige einen Chor und nimmt am kulturellen Leben der Stadt teil. Über ihre Empfindungen und die Kriegssituation in ihrem Heimatland hat sie unserem Reporter erzählt.

Ich komme aus Kyjiw (Kiew) und bin mit meinem Mann im Mai 2022 nach Münster gekommen. Der Grund für unsere Ankunft waren der Krieg, die ständigen Raketenangriffe auf Kyjiw, die bis heute nicht aufgehört haben. Mein Mann, Ihor Shurov, ein Künstler und Schriftsteller, leidet an der Parkinson-Krankheit. Sein Zustand begann sich zu verschlechtern, sodass wir Kyjiw sofort verlassen mussten.

Warum gerade Münster? 2017 und 2019 fanden in Münster und Berlin Ausstellungen von Ihors Bildern statt, die wir besuchten. Wir haben Münster und seine wunderbaren Menschen immer gemocht und haben hier viele Freunde gefunden.

Unsere Kinder und ihre Familien blieben in Kyjiw und leben in ständiger Angst und unter Beschuss. Das Haus meiner Tochter in Irpin wurde zerstört und ihre Wohnung von den Besatzern geplündert.

Deutschland sehr dankbar

Themenwoche: Vergessene Konflikte
Am 24. Februar 2022 marschierte Russland in der Ukraine ein – und stürzte mindestens Europa in eine der schwersten Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg. Ab dem 7. Oktober 2023 verschärfte sich die Gefahrenlage mit den Terror-Attacken der Hamas auf Israel. So fürchterlich diese Kriege sind – sie lassen andere brutale Konflikte aus dem Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit verschwinden. Kirche+Leben holt sie zurück in den Fokus.

Russlands Verhandlungsbedingungen sind für uns nicht annehmbar. Die Ukrainer werden niemals einem Frieden um den Preis des Verlustes ukrainischer Gebiete zustimmen. Wenn wir Russland jetzt nicht Einhalt gebieten, werden sie sich die baltischen Staaten und Polen „zurückholen“.

Wir halten mehrmals täglich Kontakt zu unserem Heimatland, weil unsere Kinder, Verwandten und Freunde dort sind. Wie auch andere ukrainische Familien helfen wir der Armee und den Ukrainern, sammeln humanitäre Hilfsgüter und helfen den Verwundeten, die hier in Deutschland behandelt werden. Wir sind Deutschland sehr dankbar für die große Unterstützung.

In der Gesellschaft integriert

Wir versuchen, uns zu revanchieren und für Deutschland nützlich zu sein. Wir lernen Deutsch, studieren Traditionen und versuchen, uns in die deutsche Gesellschaft zu integrieren.

In dieser Zeit hat mein Mann Igor Shurov bereits vier Mal seine Bilder in Münster ausgestellt, und eines seiner Bücher wird derzeit ins Deutsche übersetzt. Ich leite einen ukrainischen Chor, der oft zu deutschen Veranstaltungen eingeladen wird. Wir nehmen an Leseprojekten in der Stadtbücherei und anderen kulturellen Veranstaltungen in Münster teil.

Worum geht es in diesem Konflikt?
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine und hat ukrainische Gebiete besetzt. Zuvor gab es 2014 einen russischen Überfall auf die Krim und den Donbas. Deutschland und viele andere europäische Länder sowie die USA unterstützen das ukrainische Militär mit Ausrüstungs- und Waffenlieferungen. Der Krieg hat laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte bis zum 31. Dezember 2023 mindestens 10.200 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter mehr als 550 Kinder. Die tatsächliche Zahl der Opfer ist wahrscheinlich wesentlich höher. (job)

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