Michael Rottmann zum Corona-Kinderbonus

Nur ein billiges Trostpflaster

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Seit dem 7. September wird die erste Rate des Corona-Kinderbonus ausgezahlt, 200 Euro pro Kind. Die restlichen 100 Euro sollen im Oktober folgen. Je nach Einkommen bekommen Familien bis zu 300 Euro. Einen Antrag brauchen sie nicht zu stellen, das Geld fließt automatisch. Aber es ist deutlich zu wenig, sagt Michael Rottmann.

Trostpflaster können eine Wunde nicht wirklich versorgen, sondern nur über den Schmerz hinwegtrösten. So wie das Kinderlied vom „Heile, heile Gänsje, es is bald widder jut.“ Und auch so wie der Kinderbonus, mit dessen Auszahlung die Familienkassen jetzt begonnen haben.

Bis zu 300 Euro extra pro Kind im Portemonaie – das klingt zwar erst einmal gut. Mehr als ein Trostpflaster kann diese lächerlich kleine Summe aber dennoch nicht sein. Geld, das bei den meisten wohl eher wie ein Tropfen auf einem heißen Stein verdampfen wird, als wirklich zu helfen.

Dabei ist ein angemessener finanzieller Corona-Lastenausgleich für Familien eine Frage der Gerechtigkeit. Eltern mit Kindern standen gerade in den ersten drei Monaten der Corona-Epidemie oft genug an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Auch sie haben den Laden mit am Laufen gehalten.

Mütter und Väter zum Beispiel, die ständig hin- und her jonglieren mussten zwischen Schichtdiensten und der Betreuung der daheim gebliebenen Kinder, zwischen Homeoffice und Homeschooling.

Wer über die Helden in der Krise nachdenkt, der kommt an Familien mit Kindern nicht vorbei. Und immer noch ist die Pandemie-Lage tägliche Realität und weiterhin so instabil, dass Mütter und Väter jederzeit mit plötzlich geschlossenen Schulklassen oder Kitagruppen rechnen müssen, mit all dem Wirrwarr, dem spontanen Organisieren und neuen Planen, den so etwas immer auch bedeutet.

Angesichts dieser Tatsachen wäre daher ein angemessenerer finanzieller Ausgleich eher geboten als eine homöopathische Konjunkturspritze unter dem Deckmantel einer familienpolitischen Ausgleichsleistung. Eine Möglichkeit könnte ein Corona-Elterngeld sein, wie es der Familienbund der Katholiken fordert: 300 Euro, angelehnt an das derzeitige Mindest-Elterngeld, über die gesamte Dauer der Krise. Das würde Eltern als das ernst nehmen, als das  Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann sie bezeichnet: als „große unsichtbare Leistungsträger in der Corona-Krise.“

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