Franziskus beendet Marseille-Reise

Papst frustriert von Friedensmission für Ukraine

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Auf dem Rückflug von seinem Besuch in Marseille nach Rom hat sich Papst Franziskus frustriert über die Erfolge seiner Friedensmission für die Ukraine gezeigt. Die Tage in Frankreich standen sonst ganz im Zeichen von Migrationsfragen.

Papst Franziskus sieht bei seiner Friedensmission für die Ukraine erste Fortschritte. Immerhin gebe es bei der Bemühung um die Rückführung der nach Russland verschleppten ukrainischen Kinder positive Entwicklungen, sagte Franziskus am Samstag auf dem Rückflug von seinem Besuch in Marseille nach Rom.

Auf die Frage, ob er angesichts des aktuellen Stands der gesamten Friedensmission frustriert sei, antwortete er, es sei frustrierend, weil die Beteiligten und insbesondere das vatikanische Staatssekretariat sehr viel Arbeit investierten und bisher nur wenig Konkretes erreicht hätten. Zugleich erinnerte er daran, dass es bei Gesprächen in einem Krieg immer nur um das Machbare gehen könne und dass man sich daher keine Illusionen machen solle.

Ukrainisches Volk Opfer von Waffenpolitik

Erneut beklagte der Papst, dass Waffenhandel ein äußerst lukratives Geschäft sei. Man dürfe nicht mit den betroffenen Völkern spielen. Wenn man in einem laufenden Krieg den Ukrainern keine Waffen mehr gebe, beginne ein Prozess, dem am Ende das ukrainische Volk zum Opfer falle. Vatikansprecher Matteo Bruni erklärte nach den Äußerungen des Papstes zu diesem Thema, Franziskus habe damit auf die paradoxen Konsequenzen von Waffenlieferungen hinweisen wollen. Wenn ein Land einem anderen erst Waffen liefere und es damit in seiner Kriegsoption bestärke, dann aber plötzlich die Waffenlieferungen einstelle, sei das eine Katastrophe.

Zuvor hatte Franziskus mit einem Gottesdienst vor rund 50.000 Menschen in Marseille seinen Frankreich-Besuch beendet. Er rief dabei Europa zu mehr Gemeinwohlorientierung und Nächstenliebe aufgerufen. Angesichts eines weltlichen Säkularismus forderte er einen "neuen Ruck des Glaubens". Nur so könne den "Auswüchsen des Individualismus" in der europäischen Gesellschaft entgegengetreten werden. Diese erkranke zunehmend an Zynismus, Resignation und Traurigkeit, beklagte das Kirchenoberhaupt im Fußballstadion von Olympique Marseille.

Leidenschaft für Geschwisterlichkeit

"Wir müssen die Leidenschaft und den Enthusiasmus wiederfinden, den Geschmack am Engagement für die Geschwisterlichkeit wiederentdecken", predigte Franziskus. Die Menge im Stadion empfing ihn mit Jubel und Applaus. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nahm trotz Kritik an der Messe teil. Bedenkenträger hatten ihm vorgeworfen, den französischen Grundsatz der Laizität zu verletzen, der eine Trennung von Kirche und Staat vorsieht.

Die zweitägige Marseille-Reise des Papstes stand weitgehend im Zeichen der Migrationsdebatte. Bei mehreren Gelegenheiten redete Franziskus Europa ins Gewissen. Zum Abschluss einer Mittelmeer-Konferenz mit Jugendlichen und Politikern am Samstagmorgen richtete er einen Appell an die Bürger Europas: Der Kontinent müsse mehr Verantwortung bei der Aufnahme und Integration von Migranten übernehmen.

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