Emotionale Diskussion über Zukunft der fusionierten Pfarrei

Prießen verlässt Kerken - Lohmann ruft Gemeinde zur Einheit auf

In Kerken am Niederrhein hat es eine heftige Diskussion zwischen Gemeindemitgliedern und Vertretern der Bistumsleitung gegeben. Dabei ging es auch um den Wechsel von Pfarrer Theodor Prießen von Kerken nach Kleve.

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Weihbischof Rolf Lohmann und Karl Render von der Hauptabteilung Seelsorge-Personal im Bischöflichen Generalvikariat haben sich am Abend des 26. März den Fragen zahlreicher Gemeindemitglieder aus Kerken gestellt. Render stellte gleich zu Beginn klar, dass der Wechsel von Pfarrer Theodor Prießen von Kerken nach Kleve wie geplant vollzogen wird. Dies sei so mit dem Pfarrer abgesprochen, betonte Render.

Viele Gemeindemitglieder sprachen sich dagegen für den Verbleib des Pastors aus. Wie die „Rheinische Post“ berichtete, waren zuvor 1.400 Unterschriften für seinen Verbleib gesammelt, unzählige Briefe nach Münster geschickt und Donnerstagsgebete abgehalten worden. Außerdem hatten sich Gemeindemitglieder auf der Facebook-Seite „Wir wollen Pfarrer Theo Prießen behalten“ für seinen Verbleib eingesetzt. Die Diskussion wurde von dem Kölner Fernseh-Journalisten Jens Olesen moderiert.

 

Lohmann: Frieden finden geht nur mit einem Neuanfang

 

 Weihbischof Lohmann lobte ausdrücklich die seelsorgerischen Fähigkeiten von Pfarrer Prießen, der in der Seelsorge „eine sehr gute Arbeit“ geleistet habe. Dennoch gebe es insbesondere zwischen den beiden ehemaligen Pfarreien Nieukerk und Aldekerk, die gemeinsam mit Stenden zu der Pfarrei St. Dionysius Kerken fusioniert sind, noch „große Gräben“. Das sei auch in vielen Gesprächen, die in den vergangenen Wochen und Tagen geführt worden, deutlich geworden.

„Wir müssen versuchen, diese Gräben zuzuschütten und zum Frieden zu finden. Das geht nur mit einem Neuanfang“, erklärte der Weihbischof. Bei seinen Bemühungen, einen solchen Weg zu finden, sei Pfarrer Prießen an seine Grenzen gestoßen. Durch die neue Aufgabe in Kleve solle auch er geschützt werden.

 

Personalchef Render: Bistum will keine Fehler wiederholen

 

Es sei, sagte Render, trotz aller Bemühungen nicht gelungen, ein funktionierendes Pastoralteam in Kerken zu entwickeln. Er gab zu, dass im Fusionsprozess auch auf Seiten des Bistums Fehler gemacht worden seien. „Wir wollen die Fehler, die bei der Zusammenlegung gemacht wurden, nicht wiederholen. Daher ist nun ein klarer und sauberer Schnitt notwendig. Das kann nicht gut gehen, wenn Pfarrer Prießen als Pastor unter einem neuen Leitenden Pfarrer hier bleibt. Daher wird er seine seelsorgerischen Fähigkeiten künftig in Kleve einsetzen können“, betonte Render.

An die gemeinsame christliche Basis erinnerte Weihbischof Lohmann: „Unser Hintergrund ist das Evangelium, dessen Werte von Christen auf der ganzen Welt vertreten werden. Wir sind eine Kirche, in der nicht Grenzen eine große Rolle spielen, sondern das Evangelium, für das wir eintreten wollen.“

 

Weihbischof Lohmann lehnt Rückkehr zu drei einzelnen Pfarreien ab

 

Eindringlich forderte er die Kerkener auf, gemeinsam an dieser Einheit zu arbeiten. „Wir als Bistumsleitung können nicht alleine die Gräben zuschütten, die es womöglich schon seit Jahrzehnten gibt“, sagte Lohmann. „Das können nur wir alle. Die Einheit ist unsere größte und wichtigste Aufgabe. Daran müssen sie als Gemeinde und wir als Leitung des Bistums mitarbeiten.“

Entsprechend erklärte der Weihbischof den vereinzelt geäußerten Forderungen nach einer Rückkehr zu drei einzelnen Pfarreien eine klare Absage: „Die drei früheren Pfarreien gibt es nicht mehr. Durch die Fusion sind sie zu einer Pfarrei St. Dionysius Kerken geworden.“

 

Neues Pastoralteam geplant

 

Render teilte mit, dass es bereits Gespräche mit einem Kandidaten für die Stelle des Leitenden Pfarrers gibt. Bis Ende Mai solle der Pfarrei ein Ergebnis verkündet werden. Sobald diese Stelle besetzt ist, soll ein neues Pastoralteam aufgebaut werden mit einem weiteren Diözesanpfarrer, einem Pfarrer der Weltkirche sowie einer Pastoralreferentin oder einem Pastoralreferenten.

Ein festes Versprechen gab der Weihbischof zum Ende der Diskussion den jugendlichen Christen, die eindringlich appelliert hatten, in dem ganzen Prozess nicht die Jugend aus den Augen zu verlieren: „Ich freue mich, dass sich die jungen Menschen so engagieren und ich verspreche, dass ich gerne in die Leiterrunde der Messdiener komme und dort mit ihnen über die Zukunft der Jugendarbeit in Kerken zu sprechen.“

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