Hermann Backhaus aus Münster kritisiert Papst-Ansichten

Psychologe zu Porno-Konsum: Priester haben auch sexuelle Wünsche

  • Der Psychologe und Pfarrer Hermann Backhaus hält Porno-Konsum nicht unbedingt für problematisch.
  • Auch Priester und Ordensleute seien normale Menschen mit sexuellen Wünschen.
  • Die Ansichten von Papst Franziskus zu dem Thema kritisiert Backhaus.

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Anders als Papst Franziskus hält der Psychologe und Pfarrer Hermann Backhaus den Konsum pornografischer Filme nicht zwangsläufig für problematisch. „Als Psychologe be- und verurteile ich Porno-Konsum nicht“, sagte er im Interview des Portals katholisch.de. Seine Aufgabe bestehe darin, die Realität wahrzunehmen, so der Experte, der für die katholische Beratungsstelle „Centro“ in Münster arbeitet.

Auch Kleriker, Ordensleute und andere Menschen im kirchlichen Dienst hätten „in aller Regel“ Erfahrungen mit Pornografie. „Mit Blick auf zölibatär lebende Menschen kann der Konsum von expliziten sexuellen Darstellungen eine entlastende Wirkung haben“, sagte Backhaus. Schwierig werde es hingegen, „wenn der Konsum nicht mehr kontrollierbar ist“. Betroffene könnten nachts nicht schlafen, weil sie stundenlang im Internet auf der Suche nach Befriedigung seien. In solchen Fällen müsse man gegensteuern.

Kritik an Ansichten des Papstes

Die Ansichten des Papstes zum Thema Pornografie beurteilt Backhaus eher kritisch. Franziskus hatte angehende Priester jüngst eindringlich vor entsprechenden Darstellungen im Internet gewarnt. „Der Teufel kommt von dort“, sagte er. Damit meinte das Kirchenoberhaupt nicht nur strafrechtlich relevante Inhalte, etwa mit Kindern, sondern auch die „einigermaßen ‚normale‘ Pornografie“.

Solche Aussagen könnten kontraproduktiv sein, gab Backhaus zu bedenken. Sie erschwerten ein offenes Gespräch. „Priester und Ordensleute sind ganz normale Menschen mit sexuellen Wünschen. Damit müssen wir umgehen“, betonte der Experte. In seiner Beratungsstelle seien Sexualität und Pornografie „keine außergewöhnlichen Phänomene“. Stattdessen werbe er dafür, diese Themen „zu entsensationalisieren“.

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