Ohne Frauen „wäre Kirche trostlos“

Tatort-Star Bausch: Es ist längst Zeit für eine Päpstin

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Er ist bekannt aus dem Kölner Tatort“ und als Gefängnisarzt und Autor. Jetzt hat Joe Bausch sein persönlichstes Buch geschrieben. Darin geht es um seine Kindheit auf dem Bauernhof – und auch die Kirche spielt eine Rolle.

Joe Bausch (70), bekannt als Gerichtsmediziner aus dem Kölner Tatort“, hat nach eigenen Worten ein sehr ausgeprägtes Gewissen“.  Dies liege an seiner christlichen Erziehung. Zwar sei er schon lange aus der Kirche ausgetreten, sagte er am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Aber nicht weil ich Atheist bin, sondern weil ich klar machen wollte, dass das nicht mehr mein Weg ist. Zuviel ärgert mich einfach. Ist es nicht längst Zeit für eine Päpstin? Ohne Frauen, die überall die Gemeinden am Laufen halten, wäre die Kirche trostlos“, so Bausch.

Dennoch spiele Religion nach wie vor eine Rolle in Bauschs Leben. „Wenn ich unterwegs bin, gehe ich in eine Kirche, um eine Kerze anzuzünden. Es ist für mich ein Moment der Besinnung, auch ein Nachhausekommen. Über einen einfachen Zettel an der Tür meiner Heimatkirche im Westerwald, als ich neulich wegen Dreharbeiten mal wieder da war, war ich ganz ergriffen. Darauf stand: 'Willkommen zu Hause'.“

Joe Bausch hat „Blick des Bauern“ immer beibehalten

Ohnehin habe seine Kindheit auf einem Bauernhof eine gewisse „Gottergebenheit“ mit sich gebracht, sagte der Schauspieler weiter. „Auf dem Bauernhof tritt man morgens aus der Haustür und blickt ins Firmament, ob der Himmel hell und blau ist, oder ob Wolken aufkommen. Als Bauer ist man vom Wetter abhängig. Das führt zu einer gewissen Gottergebenheit. Man weiß nie, was kommt. Den Blick des Bauern habe ich behalten.“

Bausch hat seine Kindheit auf dem Bauernhof nach eigenen Worten für das Leben gestählt. „Auf dem Bauernhof lernt man, das Leben auszuhalten“, sagte er. „Es hört kein Bauer auf, Bauer zu sein, weil die Ernte verfault ist“, so Bausch. „Verrücktes Blut. Oder: Wie ich wurde, der ich bin“ heißt sein autobiografisches Buch, in dem er sich mit seiner Kindheit und Jugend auf einem Bauernhof im Westerwald in den 1950er Jahren auseinandersetzt. Er schildert Missbrauch, Prügel und Erniedrigung. Das Buch erscheint am Mittwoch.

Bausch: Betroffene von Gewalt sind „nicht allein“

Bausch, der als Kind von seinem erwachsenen Pflegebruder missbraucht wurde, sagte: „Mein Buch soll auch Mut machen, sagen: 'Du bist nicht allein.' Mir ist klar geworden, dass es verdammt viele von uns gibt, in allen gesellschaftlichen Schichten.“ Die Täter müssten sich schämen, nicht die Opfer.

Dass er trotz seiner traumatischen Erfahrung „keine Scheiße gebaut“ habe auf seinem weiteren Lebensweg – und etwa selbst kriminell geworden sei -, verdanke er ebenfalls seinem Leben auf dem Bauernhof. „Meine Kindheit auf dem Bauernhof hat mich gelehrt, Verantwortung zu übernehmen. Und auch, dass ich die Folgen zu tragen habe, wenn ich meiner Verantwortung nicht gerecht werde. Daraus ist so eine Art Selbstverpflichtung entstanden, weiterzumachen, immer wieder aufzustehen“, so Bausch. Das Leben sei „hart genug“, und gerade deshalb solle man es sich schön machen, zitiert der Autor im Buch seine Oma Anna. Das heiße aber nicht, „dass man es sich möglichst bequem macht und auf der faulen Haut liegt. Sondern eher, das Leben mit Zuversicht zu betrachten und auch den schwierigen Momenten Paroli zu bieten“, sagte er.

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