Auf dem Friedhof in Oldenburg gibt es seit neun Jahren Gesprächsangebote

Trost auch bei Regen: Pavillon soll Trauernden-Treff wetterfest machen

  • Einen wetterfesten Pavillon, unter anderem als Kaffee-Treff für Trauernde, will die Oldenburger St.-Willehad-Pfarrei auf dem katholischen Friedhof bauen.
  • Bereits seit 2013 finden Friedhofsbesucher dort regelmäßig Ansprechpartner, für Gespräche, bislang an Campingtischen.
  • Derzeit sammelt die Pfarrei Spenden für das Projekt „Pavillon der Begegnung“.

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Das Wetter war immer ein Unsicherheitsfaktor auf dem katholischen Oldenburger Friedhof an der Ammerländer Heerstraße. Wo eine Gruppe Ehrenamtlicher um Pastoralreferent Werner Bieberstein seit 2013 unter dem Motto „Café der Erinnerungen“ regelmäßig Trauernde zum Kaffeeplausch an Campingtischen einlud – bis Corona das Angebot vor zwei Jahren stoppte.

Zumindest das Wetter soll künftig kein Problem mehr sein. Denn die Pfarrei St. Willehad will den Treff „wetterfest“ machen. Auf dem Friedhof soll ein eigenes Gebäude errichtet werden, ein „Pavillon der Begegnung“. Ein zentraler Standort ist schon ausgewählt.

Eine Art Wintergarten

„Der Pavillon soll nach Möglichkeit beheizt und damit auch als Treff in der kälteren Jahreszeit geeignet sein“, beschreibt Ingrid Tausche von der Friedhofsverwaltung. Der geplante Raum habe den Charakter eines Wintergartens und werde voraussichtlich zwischen 16 und 25 Quadratmetern groß sein. Eine Skizze hat die Friedhofsverwaltung bereits erstellen lassen.

Nach zwei Jahren Corona-Pause sollen dort künftig zum Beispiel eine regelmäßige seelsorgliche Sprechstunde, Gespräche und Begegnungen bei einer Tasse Kaffee möglich sein. Insbesondere für Trauernde sei das wichtig, schreibt Werner Bieberstein in der Projektvorstellung. Er sieht darin eine große Chance.

Enormer Redebedarf der trauernden Angehörigen

So etwa könnte der Pavillon aussehen, der auf dem katholischen Friedhof als wetterfester Treffpunkt für Gespräche für Trauernde entstehen soll. Die genauen Maße stehen noch nicht fest. | Grafik: Pfarrei St. Willehad Oldenburg
So etwa könnte der Pavillon aussehen, der auf dem katholischen Friedhof als wetterfester Treffpunkt für Gespräche für Trauernde entstehen soll. | Grafik: Pfarrei St. Willehad Oldenburg

Denn bei ihren Besuchen auf dem Friedhof, etwa zur Grabpflege, kämen viele mit Glaubens- und Sinnfragen, erklärt der Seelsorger. Menschen suchten dabei etwa mitmenschliches Verständnis oder Antworten auf Fragen von Leben und Tod.

Deshalb sei auch die coronabedingte Zwangspause bedauerlich gewesen, sagt Ingrid Tausche. „Denn da ist wirklich Bedarf auf dem Friedhof, von Angehörigen zum Beispiel. Und dort kann man sich gegenseitig ein bisschen unterstützen.“

Die Pfarrei gibt selbst Geld, aber sucht auch Spenden

„Menschen auf dem Friedhof haben einen enormen Redebedarf. Und wenn man bei Regen immer sagen muss, es geht nicht, es muss ausfallen, dann ist das schade“, sagt Pfarreiratsvorsitzende Mareike Rozijn. „Deshalb hat der Pfarreirat die Empfehlung an den Kirchenausschuss weitergegeben, das Ganze zu unterstützen.“ Die Gemeinde hat bisher 5.000 Euro als Basisfinanzierung für das Projekt zur Verfügung gestellt.

Es hängt aber von weiteren Spenden ab, die die Pfarrei derzeit sammelt. Die Friedhofsverwaltung rechnet mit Kosten zwischen 15.000 und 20.000 Euro.

St. Gertrud Lohne war Pionier im Bistum Münster

Diese zentrale Stelle auf dem Friedhof ist als Standort für den neuen „Pavillon der Begegnung“ vorgesehen. | Foto: Pfarrei St. Willehad Oldenburg
Diese zentrale Stelle auf dem Friedhof ist als Standort für den neuen „Pavillon der Begegnung“ vorgesehen. | Foto: Pfarrei St. Willehad Oldenburg

Werner Bieberstein sieht für den geplanten Pavillon außer als Treffpunkt für Trauernde noch weitere Einsatzmöglichkeiten. So könnte er zum Beispiel als Ausgangspunkt für Meditationen in kleinen Gruppen, für kleine Lesungen, Musikangebote oder Ausstellungen genutzt werden.

Als erste Pfarrei im Bistum Münster hatte 2011 die St.-Gertrud-Pfarrei im oldenburgischen Lohne zu Gesprächen bei einer Tasse Kaffee auf dem Friedhof eingeladen. Mittlerweile sind zahlreiche Pfarreien diesem Vorbild gefolgt.

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