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Wenn es um mögliche Gefährdungen für Verbraucher geht, sind Gesetze bei uns sehr streng, sagt Michael Rottmann. Warum eigentlich nicht bei Schokolade aus Kinderarbeit?
„Achtung: Lebensmittelrückruf!“ Wenn diese Meldung über die Nachrichtenticker läuft, ist Aufmerksamkeit garantiert. Wie gerade erst wieder, als eine Handelsmarke vor dem Verzehr einer bestimmten Charge eines ihrer Schokoriegel warnte. Grund war ein fehlender Hinweis auf der Packung auf möglicherweise vorhandene Haselnuss-Bestandteile. Die Sorge: Die süßen Riegel könnten für Menschen mit Haselnuss-Allergie gefährlich werden. Auf Wunsch gebe es natürlich den Kaufpreis erstattet.
Gut zu wissen, dass in Deutschland Kontrollen funktionieren, wenn es darum geht, Gefahren für Verbraucherinnen und Verbraucher zu reduzieren. Gerade vor Ostern, wenn allein deutsche Schoko-Hersteller wieder mehr als 200.000 Osterhasen produzieren, gut die Hälfte davon fürs Inland. Pro Kopf verzehrt jeder Deutsche fast zehn Kilo Schokolade pro Jahr. Zumeist genüsslich und unbedenklich, zumindest für ihn als Konsumenten ganz am Ende der Schokoladen-Lieferkette.
Weiter vorne dagegen sieht die Sache oft ganz anders aus. Ganz am Anfang, auf den Kakaoplantagen Westafrikas zum Beispiel. Wo Kinderarbeit häufig achselzuckend hingenommen wird. Dass davon selbst bekannte Premium-Marken nicht ausgenommen sind, zeigen aktuelle Berichte aus der Schweiz. Demnach müssen selbst für hochpreisige Schoko-Eier Minderjährige auf Plantagen schuften.
Bitterer Beigeschmack
Allen Versprechungen und Ankündigungen der Industrie zum Trotz sollen in Ghana und der Elfenbeinküste weiterhin 1,6 Millionen Minderjährige in der Kakaoproduktion arbeiten. So zart und süß Schokolade oft auf der Zunge zergeht – das Fazit vieler Studien der letzten Jahre zum Thema hinterlässt eher einen bitteren Nachgeschmack. Demnach soll der Gesamtanteil der Kinderarbeit am Produktionsprozess zuletzt sogar noch zugenommen haben.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf kann einem selbst kurz vor Ostern die Lust auf süße Versuchungen schon mal vergehen. Mein Vorschlag: Beim Kauf auf fair produziertes Naschwerk zurückgreifen. Und: Rückrufaktionen für mit Kinderarbeit produzierte Schokolade! Selbstverständlich mit Erstattung des Kaufpreises!