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Die Auseinandersetzung um die geplante Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland spitzt sich zu. Nach dem Papst haben sich nun auch die zuständigen Vatikan-Behörden kritisch zu dem Vorhaben geäußert und Nachbesserungen gefordert.
Der geplante „synodale Weg“ der deutschen Bischöfe und des Katholiken-Dachverbands ZdK müsse „effektiv und im Einklang mit der Weltkirche beschritten werden“, heißt es in einem Brief des Leiters der vatikanischen Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt.
Verbindlichkeit der Beschlüsse in Frage gestellt
Das auf den 4. September datierte Schreiben verweist auf den mahnenden Brief, mit dem sich Papst Franziskus bereits im Juni an die Katholiken in Deutschland gewandt hatte und der dort unterschiedliche Interpretationen hervorrief. Kritisch positioniert sich der Vatikan jetzt vor allem zur Frage der Verbindlichkeit des „synodalen Weges“.
In einem Gutachten des Päpstlichen Rats für Gesetzestexte, das Ouellets Brief beigefügt ist, heißt es, die Themen des „synodalen Wegs“ beträfen offensichtlich nicht nur die Kirche in Deutschland, sondern die Weltkirche. Sie könnten „mit wenigen Ausnahmen nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein, ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen“.
Bischofskonferenz: Satzung längst überholt
Die Deutsche Bischofskonferenz teilte in einer ersten Reaktion mit, das Gutachten aus Rom beziehe sich auf eine inzwischen überholte Entwurfsfassung der Satzung für den „synodalen Weg“. Es berücksichtige nicht die neueste Fassung, die einige der kritisierten Textpassagen nicht mehr enthalte.
Die Bischofskonferenz kündigte an, Kardinal Marx werde in der kommenden Woche in Rom Gespräche führen, „in denen etwaige Missverständnisse ausgeräumt werden sollen“.
Vatikan: Bischöfe und Laien nicht gleichberechtigt
Beim „synodalen Weg“ soll über die Themen Macht, Sexualmoral, priesterliche Lebensform sowie die Rolle von Frauen gesprochen werden. Das Gutachten, unterzeichnet vom Präsidenten des Päpstlichen Rats für Gesetzestexte, Filippo Iannone, wirft kirchenrechtliche Bedenken auf: So könne eine Gleichberechtigung von Bischöfen und Laien bei den Abstimmungen kirchenrechtlich keinen Bestand haben. „Wie kann sich eine Bischofskonferenz von einer Versammlung dominieren lassen, von der die meisten Mitglieder keine Bischöfe sind?“, fragt Iannone.
Der Erzbischof merkt ferner kritisch an, die deutschen Bischöfe planten unter dem Begriff des „synodalen Wegs“ in Wahrheit offenbar ein sogenanntes Partikularkonzil, das sie aber ohne ausdrückliche Zustimmung aus Rom gar nicht abhalten könnten. Zudem müsse sich auch ein Partikularkonzil „innerhalb des Universalrechts bewegen“. Synodalität in der Kirche sei „kein Synonym für Demokratie oder Mehrheitsentscheidungen“, schreibt Iannone. Zugleich erinnert er daran, dass eventuelle synodale Beschlüsse der Deutschen erst nach Prüfung und Anerkennung durch den Papst Gültigkeit erlangen könnten.
Generalvikar Klaus Pfeffer: Drohungen helfen nicht
Deutsche Kirchenvertreter reagieren mit deutlicher Kritik auf die Einwände des Vatikan gegen die geplante Reformdebatte der deutschen katholischen Kirche. „Es ist erschreckend: Offenbar ist in Rom immer noch nicht verstanden worden, in welcher gewaltigen Krise die katholische Kirche nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steckt“, schreibt der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer am Freitag in einem Facebook-Beitrag. „Wer heute immer noch glaubt, in der Kirche mit machtvollen Warnungen oder gar Drohungen Diskussionen im Keim zu ersticken, löst kein einziges Problem – im Gegenteil: Zerwürfnisse und Risse werden massiv verstärkt.“
ZdK-Präsident Thomas Sternberg betonte, die Vorbereitungen zur Durchführung des „synodalen Wegs“ würden fortgesetzt. „Wir hören auf Papst Franziskus, der allen katholischen Gläubigen in Deutschland seine Nähe auf dem gemeinsamen Weg versichert und 'zur Suche nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation ermuntert hat“, erklärte er.
Sternberg erklärte, das ZdK unterstütze Marx in diesem Vorhaben. Und weiter: „Glaubt irgendjemand, man könne in einer solchen Krise der Kirche das freie Gespräch, das nach Ergebnissen und notwendigen Reformschritten sucht, unterdrücken? Glaubt irgendwer, wir würden nicht aktiv werden, um auf den Vertrauensverlust, auf die Verärgerungen und Verunsicherungen in unseren Gemeinden und weit darüber hinaus ein Zeichen des Erneuerungswillens zu setzen?“