BildBotschaft: Von Brühwürfeln und Bibelversen

Warum es schwer ist, einfach zu glauben

Was Brühwürfel mit Bibelversen zu tun haben, warum es schwer ist, einfach zu glauben und wieso das ohnehin nicht empfohlen werden kann.

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Was Brühwürfel mit Bibelversen zu tun haben, warum es schwer ist, einfach zu glauben und wieso das ohnehin nicht empfohlen werden kann.

Glauben ist ganz einfach.“ Wenn ich so einen Satz höre, werde ich skeptisch. „Doch, doch“, bekomme ich dann zu hören. „Du musst es nur einfach tun. Einfach glauben. Und vertrauen.“ Meistens sind solche Ermunterungen von einem sonderbar vergeistigten Lächeln begleitet, das mir persönlich eine Spur zu süßlich, zu gekünstelt erscheint.

Damit das klar ist: Ich habe Hochachtung vor Menschen, die in großer Selbstverständlichkeit an Gott glauben. Ich habe gewaltigen Respekt vor Frauen und Männern, denen ich sofort abnehme, dass der Glaube ihnen Kraft gibt. Und natürlich bewundere ich Schwestern und Brüder, denen es tatsächlich gelingt (und denen ich das abnehme), „einfach“ zu glauben.

 

Essen, was auf den Tisch kommt

 

Ich will mich nicht zu schnell zufrieden geben mit dem, was „man“ so glaubt, was doch „geschrieben steht“, was doch Lehre der Kirche ist. Ich will und kann das alles nicht einfach schlucken. Ich kann und will es deshalb nicht, weil ich an eines ganz sicherlich – und übrigens auch ganz einfach – glaube: dass dieser Gott etwas mit mir zu tun haben will. Dass er will, dass ich mit ihm etwas anfangen kann. Dass er es darum verdient hat, dass ich mich mit ihm auseinander setze, ihn verstehe. „Gott suchen“ nennt man das. Ein lebenslanges Glaubensprojekt. Ein Lebensprojekt.

Ich war sehr bewegt und beruhigt zugleich, als ein Pfarrer aus dem Bistum Münster in der vergangenen Woche auf Facebook von seinem „Predigtversuch zum sperrigen Gleichnis heute“ schrieb. Es ist eben absolut nicht alles einfach, was uns da Tag für Tag und Sonntag für Sonntag aus der Bibel vorgesetzt wird. Es kommen nun einmal nicht jede Woche schöne, herzenswärmende Sprüche vor, die – ganz einfach – der Seele gut tun. Manches ist und bleibt schwere Kost, verwirrend, verstörend, unverständlich. Da zu sagen: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“, ist des Wortes Gottes nicht würdig.

 

An manchen Vers wird man sich die Zähne ausbeißen

 

Ein guter Lebensbegleiter hat mir in einer solchen Situation gesagt: „Mancher Bibelvers und Glaubenssatz ist weniger Brot des Lebens als vielmehr ein kompakter, trockener Brühwürfel. Wenn man den einfach so runterschluckt, hat man flugs Schaum vorm Mund. Erst wenn man ihn auflöst und löffelweise zu sich nimmt, wärmt er von innen und entfaltet seine ganze kräftigende Wirkung.“

Natürlich soll damit nicht gesagt sein, dass jeder sein eigenes Süppchen kochen und sich nur das von der Einlage herausfischen soll, was ihm auch garantiert schmeckt. Manches am Glauben wird weiter bitter bleiben. An manchem Bibelvers wird man sich die Zähne ausbeißen wie an einem übersehenen Stückchen Knochen im Suppenfleisch.

Wichtiger als der Brühwürfel, die Bibelverse und Glaubenssätze ist es, sie im eigenen Leben aufzulösen, in der Erfahrung, die erfahrungsgemäß eher schwer ist.  Leichte Kost mag beim Abnehmen helfen. Wachsen kann man mit ihr nicht.

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