Valentin Heider über Jugendliche und eine verstaubte Kirche

Warum Taylor Swift für die Kirche eine Tür in die Zukunft sein könnte

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Wie kann die Kirche Jugendliche für sich begeistern? Oder ist sie einfach zu weit weg von der Lebenswirklichkeit junger Menschen? Valentin Heider (17) hat noch Hoffnung und bietet im neuen Kirche+Leben-Format „Junger Kommentar“ mögliche Lösungsansätze an.

Die Mitgliederzahlen der Kirche sinken seit Jahren, das ist längstens bekannt. Dabei gibt es sicherlich viele Jugendliche, die noch Teil der Kirche sind und Lust haben, Neues auszuprobieren.

Ich bin seit meiner Geburt Mitglied der Kirche, war jahrelang Messdiener, habe im Kirchenchor gesungen, bin regelmäßig zu Jugendgruppenstunden in der Gemeinde gegangen. Doch nach einem Umzug in eine neue Gemeinde, mit neuen, sehr netten Menschen, habe ich der Kirche erstmal den Rücken gekehrt. Im letzten Jahr habe ich mich dann firmen lassen. Vielleicht, weil man es in meinem Umfeld so macht. Vielleicht, weil ich mir auch die Tür der Kirche noch ein wenig offenhalten wollte. Die Tür in eine modernere, offenere Kirche.

Kirche extrem realitätsfern

In meinem persönlichen Umfeld gehen 80 Prozent der Menschen nur noch an Weihnachten oder gar nicht mehr in die Kirche. Sie ist für viele Jugendliche einfach extrem realitätsfern, wenn in einem Firmgottesdienst die Worte: „Widersagt ihr dem Satan?“, gebraucht werden.

Mit diesen Worten können Jugendliche nichts anfangen. Die meisten jungen Leute gehen nicht in die Kirche, weil sie so besonders von ihrem Glauben geprägt werden, vielmehr, weil es Tradition ist.

Warum nicht Gottesdienst ohne Priester

Der Autor
Valentin Heider (17) aus Münster-Roxel ist Schülersprecher der bischöflichen Gesamtschule Friedensschule Münster.

Ich glaube, dass die Kirche ihr Augenmerk in Zukunft deutlich weniger auf die Liturgie und langweilige Floskeln in Gottesdiensten setzen sollte. Vielmehr sollte die Kirche Kinder und Jugendliche auf den Glauben vorbereiten. Glaube entwickelt sich. Genau wie Jugendliche in der Pubertät.

Um Anreize zu schaffen, muss man überhaupt erstmal mehr junge Menschen in die Kirche bekommen. Wie wäre es, wenn Jugendliche einmal ihren komplett eigenen Gottesdienst vorbereiten? Ganz ohne Priester. Ohne Lesung. Ohne langweilige Kirchenlieder, bei denen eh nur die Hälfte der Gemeinde mitsingt.

So lassen sich Menschen gewinnen

Durch eine interessant aufbereitete, von Jugendlichen einstudierte Präsentation zu einem Thema ihrer Wahl, lassen sich sicherlich viele neue Menschen gewinnen. Das kann die politische Lage sein. Es könnte aber auch ihr Lieblingssänger und dessen Haltung zur Kirche sein. Vielleicht wird auch einfach ein romantischer Film geguckt und danach geschaut, was eigentlich Liebe bedeutet. Sicherlich wäre hier dann auch noch ein Song von Taylor Swift nichts Schlechtes.

Mir ist klar, dass ein Film und ein Pop-Song die gravierenden Probleme, die die Kirche hat, nicht lösen werden, aber man kann dadurch junge Leute gewinnen, die genau wissen, wie sie Gleichaltrige erreichen.

„Niemand soll dich wegen deiner Jugend geringschätzen!“, ermutigt der 1. Timotheusbrief (4,12) seinen Empfänger Timotheus. Und in der 1.500 Jahre alten Benediktsregel rät der heilige Benedikt, bei wichtigen Dingen alle Brüder anzuhören, „weil der Herr oft einem Jüngeren offenbart, was das Bessere ist“ (RB 3,3). Darum kommen in unserer Rubrik „Der junge Kommentar“ ausdrücklich Autor:innen unter 30 Jahren mit ihrer persönlichen Meinung zu einem selbst gewählten Thema zu Wort. Sie sind ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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