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Kein Land in Europa ist so stark vom Coronavirus betroffen wie Italien. Die drastischen Maßnahmen, mit denen die italienische Regierung die Ausbreitung des Virus eindämmen will, haben auch Auswirkungen auf das religiöse Leben im Land.
Zum ersten Mal in der Geschichte sind in ganz Italien die öffentlichen Gottesdienstfeiern ausgesetzt worden. Wie die Italienische Bischofskonferenz am vergangenen Sonntag mitteilte, bedeutet der jüngste Erlass der Regierung, dass mit sofortiger Wirkung keine Messen und Beerdigungsfeiern mehr öffentlich begangen werden dürfen. Dies ist eine der Maßnahmen, mit denen die Behörden die weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern wollen.
Bischofskonferenz: Äußerst starke Einschränkung
Diese „äußerst starke Einschränkung wird von Seelsorgern, Priestern und Gläubigen mit Schmerzen und Schwierigkeiten angenommen“, heißt es in der Erklärung der Bischofskonferenz. Die Maßnahme der Regierung werde von der Kirche nur akzeptiert im Willen, ihren Teil zum Schutz der öffentlichen Gesundheit beizutragen.
In dem von der Regierung veröffentlichten Dekret werden bis zum 3. April in ganz Italien „zivile und religiöse Feiern ausgesetzt, was auch Beerdigungen einschließt“. Bisher galt dies nur für besonders stark gefährdete Gebiete in Norditalien. Dort feierten Bischöfe bereits am vergangenen Sonntag die Messe mehr oder weniger allein und ließen sie per Fernsehen oder Internet-Stream übertragen, so dass Gläubige zu Hause daran teilnehmen konnten.
Pfarrer in Rom: Entscheidung ist ein Fehler
Der Pfarrer der deutschsprachigen Anima-Kirchengemeinde in Rom, Franz Xaver Brandmayer, kritisierte die rigorosen Regelungen. Im Interview der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) sagte er: "Die Idee, alles zu kontrollieren, ist ein Wahnsinn. Letztlich ist die Angst das Virus, das sich so am meisten verbreitet."
Es sei ein Fehler der italienischen Bischofskonferenz, das Gottesdienstverbot der Regierung mitzutragen. Das sähen auch "höchste Kleriker aus der Kurie so". Er selber werde zwar privat zelebrieren und das auch deutlich sagen. "Es kann mich aber niemand hindern, laut zu sprechen. Wer dabei sein will, kann das geerne tun. Ich werde niemanden fortschicken oder die Kommunion verweigen. Da hört für mich der Spaß auf." Auf das Sakrament der Versöhnung werde er weiter spenden.