Zu Besuch im Kirchenfoyer Münster

Wenn Kirche wieder wichtig wird: So funktioniert der Wiedereintritt

  • Zurückkehren in die katholische Kirche - das ist möglich.
  • Im Bistum Münster ist das im vergangenen Jahr 217-mal geschehen.
  • In Münster gibt es eine Wiedereintrittsstelle zum Beispiel im Kirchenfoyer neben der Lambertikirche.

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Das Kirchenfoyer an der Ecke Lambertikirchplatz und Salzstraße im Herzen von Münster versteht sich als Ort für Gespräche, Begegnung und Beratung. Ein Raum für Religion, Kirche und Kultur, der gern genutzt wird. Viele Besucher kommen spontan – andere gezielt mit ganz konkreten Fragen zu Veranstaltungen und manchmal auch, wenn sie wieder in die Kirche eintreten möchten.

Das Kirchenfoyer, das es seit 20 Jahren gibt, ist auch Wiedereintrittsstelle. So heißt die Institution, die Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, die Rückkehr ermöglicht. Dies ist 2022 im Bistum Münster 217-mal geschehen. Das ist nicht nur eine rein formale Angelegenheit, da gibt es Gesprächsbedarf. Darum kümmern sich ehrenamtlich engagierte Kräfte aus dem pastoralen Bereich der katholischen und der evangelischen Kirche.

Erste Anlaufstelle für den Wiedereintritt

„Wir sind für die Menschen, die den Schritt gehen wollen, oft die erste Anlaufstelle“, erläutert Thomas Kamm, hauptamtlicher Mitarbeiter des Kirchenfoyers. „Wir beraten aber nicht, sondern vermitteln die individuellen Gespräche.“

Zum Beispiel zu Jürgen Quante. Der Geistliche war unter anderem Diözesanpräses der Katholischen Frauengemeinschaften im Bistum Münster und Propst in der Pfarrei St. Peter in Recklinghausen. Seit 2021 ist er im Ruhestand und als emeritierter Pfarrer in St. Lamberti in Münster aktiv. Kein Ruhestand also. Zu Jürgen Quante kommen Menschen, die sich entschieden haben, wieder Mitglied der Kirche zu werden, von der sie sich vor Jahren oder Jahrzehnten abgewendet haben.

Pragmatische Gründe für den Wiedereintritt

Die Rückkehr hat ganz viele und ganz unterschiedliche Motive. Da gibt es die junge Frau, die Taufpatin ihres Neffen werden soll und dann wieder in die Kirche eintritt, um „Patentante“ werden zu können. Oder die Eltern, die ihr Kind taufen lassen möchten.

Ein weiteres Beispiel: Die Hochzeit steht bevor, ein Partner ist nicht in der Kirche, die beiden möchten aber kirchlich heiraten. „Das sind ganz pragmatische Gründe“, sagt Mirjam Konrad. Sie ist als Pastorin für die evangelische Kirche in der Wiedereintrittsstelle unterwegs.

Wiedereintritt hat langen Vorlauf

Zu Mirjam Konrad und Jürgen Quante kommen auch Menschen, in deren Leben es nachhaltige und nachdenkliche Situationen und Ereignisse gab, die sie zum Wiedereintritt in die Kirche bewegen. Jürgen Quante führt Gespräche mit Besuchern, die ihm sagen, dass sie sich neu orientieren oder ihrem Leben mehr Sinn geben wollen. Andere seien als Jugendliche aus der Kirche ausgetreten und hätten in einer schwierigen Situation Hilfe aus dem kirchlichen Bereich erfahren.

Wer sich damit beschäftige, nach vielen Jahren wieder in die Gemeinschaft der Kirche einzutreten, in dessen Leben müsse etwas passiert sein, sagt der Pfarrer. Der Entschluss zum Wiedereintritt sei häufig das Ergebnis einer längeren Entwicklung: „Wer dann zum Gespräch kommt, der hat die Entscheidung zur Rückkehr auf jeden Fall getroffen.“ Es gebe ganz individuelle, intensive und sehr sensible Gespräche, das ist die Erfahrung des Pastors, der sich – ebenso wie Mirjam Konrad – viel Zeit dafür nimmt.

Münsteraner Kirchenfoyer steht allen offen

Das Kirchenfoyer im Internet: www.kirchenfoyer.de

Übrigens melden sich mehr Jüngere als Ältere zu den Gesprächen an. „Wer den Schritt gehen will, der weiß, wo er uns findet“, sagt Thomas Kamm. Damit erwähnt er gern das Kirchenfoyer, das er als „Brücke zwischen der Stadtgesellschaft und den beiden Kirchen“ bezeichnet.

Das Foyer ist für alle Interessierte offen, die in den Zeitungen und Zeitschriften blättern, über „Gott und die Welt“ unterhalten oder über kirchliche Angebote informieren wollen. „Und natürlich geben wir auch gern Auskunft über Veranstaltungen in der Stadt“, sagt Thomas Kamm, „denn viele zufällige Besucher, die uns nicht kennen, halten das Foyer für eine Bürger-Informationsstelle.“

Die Zahl der Kirchenaustritte macht die Arbeit der Wiedereintrittsstelle nicht einfach, sagen die ehrenamtlichen Kräfte. Aber wichtig.

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