Diözese legt kirchliche Statistik für 2022 vor

Bis zu 80 Prozent mehr Kirchenaustritte im Bistum Münster

  • Knapp 38.000 Menschen sind im Bistum Münster 2022 aus der Kirche ausgetreten. Das teilte die Diözese heute mit.
  • Leicht gestiegen ist hingegen die Zahl der Gottesdienstbesucher.
  • Bischof Genn erklärte, eine Umkehr dieses Trends sei mittelfristig nicht zu erwarten, er ruft vielmehr zum Einsatz für eine Umkehr der Kirche auf.

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Erneut hat die Zahl der Kirchenaustritte einen Rekordwert erreicht. 37.907 Frauen und Männer verabschiedeten sich 2022 von der katholischen Kirche im Bistum Müns­ter – das sind 68 Prozent mehr als im Vorjahr und fast sechs Mal so viele wie vor zehn Jahren. So zeigt es die Jahresstatistik, die heute von der Bischöflichen Pressestelle veröffentlicht wurde.

Nimmt man die Zahl der Verstorbenen und jener hinzu, die aus der Diözese fortgezogen sind, lebten im vergangenen Jahr 50.000 weniger Katholikinnen und Katholiken im Bistum als noch 2021. Hinter dem Erzbistum Köln ist Münster den Angaben zufolge mit 1.713.177 Katholikinnen und Katholiken zum Jahresende das zweitgrößte Bistum in Deutschland.

Regionale Unterschiede im Bistum Münster

Regional zeigt sich dieses Bild: Über dem Bistumsdurchschnitt gestiegen sind die Austritte in den Kreisdekanaten Wesel (4186, + 80 %), Coesfeld (3731, + 76,9 %), Warendorf (3704, + 73,5 %), Steinfurt (4883, + 73,4 %) und Kleve (3317, + 71,8 %).

Unter dem Bistumsdurchschnitt haben sich die Zahlen entwickelt im Kreisdekanat Recklinghausen (3490, + 55,9 %), im Oldenburger Land (4490, + 56,3 %) und in Münster (5105, + 58,8 %). Im Kreisdekanat Borken traten 5001 Menschen aus der katholischen Kirche aus, der Anstieg (68,2 %) liegt etwa im Bistums-Mittel.

2022 war für das Bistum Münster insofern ein historisches Jahr, weil im Juni das Missbrauchsgutachten für die Diözese veröffentlicht wurde.

Genn: Bitte um Einsatz für Umkehr der Kirche

„Wir werden den Trend bei den Kirchenaustritten kurzfristig nicht umkehren können“, kommentiert Bischof Felix Genn laut seiner Pressestelle die Statistik. Verlorenes Vertrauen lasse sich nur mittel- und langfristig zurückgewinnen. Zudem spielten Glaube und Kirche im Leben vieler Menschen keine Rolle mehr. „Ich möchte das aber nicht immer aufs Neue beklagen“, betont Genn. „Vielmehr möchte ich mit vielen engagierten Christinnen und Christen an einer Umkehr der Kirche mitwirken.“

Der Bischof verwies auf viele „Angebote für ein gutes und gelingendes Leben“ in Caritas und Seelsorge, Bildung, Begleitung und Beratung. Er danke dafür den zahlreichen „glaubwürdigen Christinnen und Christen“ im Bistum und jenen, die sagen: „Ich gehe nicht, ich bleibe.“

Mehr Menschen im Gottesdienst

Deutlich mehr Menschen haben am Sonntagsgottesdienst teilgenommen: 2022 waren es 82.032 Gläubige (+ 26,2 %), das entspricht einer Quote von 4,8 Prozent aller Katholikinnen und Katholiken. Am stärksten ist der Messbesuch im Kreisdekanat Kleve gestiegen (+ 46,9 %), am wenigsten in Münst­er (+ 11 %). Ebenso hat es mehr Taufen gegeben – hier am stärksten in den Kreisdekanaten Wesel (+ 19,6 %) und Recklinghausen (+ 17,8 %) am geringsten in Kleve (+ 2,2 %).

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