Bischofskonferenz legt Jahresstatistik 2022 vor - UPDATE: Reaktionen

522.821 Kirchenaustritte in Deutschland - erneut Rekord

  • 522.821 Menschen haben 2022 in Deutschland die katholische Kirche verlassen. Das geht aus der aktuellen Jahresstatistik hervor
  • Das ist eine Steigerung 45,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
  • Nach der Coronakrise ist die Zahl der Gottesdienstbesucher wieder leicht gestiegen.

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Die Zahl der Kirchenaustritte in Deutschland ist 2022 erneut massiv gestiegen: 522.821 Menschen haben die katholische Kirche verlassen. Das ist eine Steigerung um 45,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als mit 359.338 Austritten bereits ein Rekordwert erreicht worden war. Das geht aus der kirchlichen Jahresstatistik hervor, die die Deutsche Bischofskonferenz und die 27 Bistümer in Deuschland heute veröffentlicht haben. Demnach machen die Katholikinnen und Katholiken 24,8 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (20.937.590 Kirchenmitglieder). Im Vorjahr gehörten 21.645.875 Menschen zur katholischen Kirche in Deutschland, 3,3 Prozent mehr als 2022.

Im Bistum Münster traten 2022 insgesamt 37.907 Frauen und Männer aus der Kirche aus, das sind 68 Prozent mehr als im Vorjahr. In einer Region der Diözese waren es sogar 80 Prozent mehr. Im Juni 2022 wurde das Missbrauchsgutachten für das Bistum Münster vorgestellt.

380.000 Austritte in der evangelischen Kirche

Im Erzbistum Köln, das wegen der Diskussion um seinen Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, in einer massiven Krise steckt, traten nach Angaben der Erzdiözese 51.345 Menschen aus der Kirche aus, eine Steigerung um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2021, als das Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln vorgestellt wurden, waren dort gleichwohl 40.772 Kirchenaustritte zu verzeichnen, eine Steigerung von 136 Prozent im Vergleich zu 2020.

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verzeichnete zuletzt steigende Austrittszahlen. Nach EKD-Angaben vom März sank die Zahl der Gläubigen in den 20 Landeskirchen zum Jahreswechsel auf 19,15 Millionen. Das waren rund 575.000 weniger als im Vorjahr, davon etwa 380.000 aktive Kirchenaustritte.

Steigerungen bei Gottesdienst und Trauungen

Nach der Corona-Pandemie gab es den Angaben zufolge bei den meisten Sakramenten einen leichten Zuwachs: Der Gottesdienstbesuch liegt bei 5,7 Prozent (2021: 4,3 Prozent). 155.173 Taufen hat es gegeben (2021: 141.992). Die Zahl der kirchlichen Trauungen ist mit 35.467 deutlich angestiegen (2021: 20.140).

Zur Erstkommunion gingen 162.506 Kinder (2021: 156.574). Insgesamt wurden 110.942 junge Menschen gefirmt (2021: 125.818). Die Bestattungen sind laut den Angaben mit 240.144 nahezu so wie im Vorjahr (2021: 240.040).

Wiedereintritte, Pfarreien, Seelsorgende

1.447 Menschen sind demnach in die katholische Kirche eingetreten (2021: 1.465), 3.753 einstmals Ausgetretene wurden wieder aufgenommen (2021: 4.116).

Durch die laufenden Strukturmaßnahmen in Bistümern habe sich die Zahl der Pfarreien auf 9.624 (2021: 9.790) verringert, heißt es in der Mitteilung. Insgesamt gibt es 11.987 Priester (2021: 12.280), davon sind 6.069 Pfarrseelsorger (2021: 6.215). In den weiteren pastoralen Diensten weist die Statistik für 2022 insgesamt 3.184 Ständige Diakone (2021: 3.253), 3.117 Pastoralassistenten/-referenten (weiblich: 1.509, männlich: 1.608) und 4.167 Gemeindeassistenten/-referenten (weiblich: 3.289, männlich: 878) aus. Die Zahl der Priesterweihen lag 2022 bei 45 (davon 33 Welt- und zwölf Ordenspriester).

Reaktionen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nannte die Austrittszahlen alarmierend. "Die Menschen müssen erfahren, dass wir an ihrer Seite stehen und für sie da sind", so der Limburger Bischof. Zugleich warnte er vor Resignation. "Die hohen Austrittszahlen schmerzen und ich weiß, wie sehr sich Ehren- und Hauptamtliche in Pfarreien, Einrichtungen, Verbänden, Kitas, Schulen und der Caritas für andere einsetzen und wie wichtig ihnen die frohe Botschaft vom liebenden Gott ist."

Wichtig sei, dass die Beschlüsse des Reformdialogs Synodaler Weg umgesetzt und mit Leben gefüllt würden. "Wir haben uns auf dem Synodalen Weg wichtigen Fragen und Entwicklungen gestellt. Mehrheitlich haben wir Antworten gefunden und wollen Veränderung fördern. Dafür setze ich mich ein", betonte der Bischof.

Auch die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, forderte schnelle Reformen: "Die Kirche hat Vertrauen verspielt, besonders stark durch den Missbrauchsskandal. Sie zeigt sich aber aktuell auch nicht entschlossen genug, Visionen für eine Zukunft des Christseins in der Kirche umzusetzen." | KNA

Update 14.45 Uhr: Reaktionen im Kasten

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