Kommentar zum weihnachtlichen Lichterglanz in Tecklenburg

Wenn St. Nikolaus weggezaubert wird

Nach 37 Jahren ändert das Marketing des beschaulichen Städtchens Tecklenburg den Namen von „Nikolausmarkt“ in „Altstadtzauber“. Schade, dass ein kultureller Schatz einfach so weggezaubert und freiwillig aufgegeben wird, findet Marie-Theres Himstedt.

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Nach 37 Jahren ändert das Marketing des beschaulichen Städtchens Tecklenburg den Namen von „Nikolausmarkt“ in „Altstadtzauber“. Schade, dass ein kultureller Schatz einfach so weggezaubert und freiwillig aufgegeben wird, findet Marie-Theres Himstedt.

Altstadtzauber – weihnachtlicher Lichterglanz“ lese ich auf dem Plakat. „Ach“, denke ich mir, „da hast du den Nikolausmarkt schon wieder verpasst.“ Dann stutze ich, als ich auf das Datum gucke. Nein, doch nicht! Er heißt jetzt nur anders!

Warum? Weil der Markt jetzt an zwei Wochenenden stattfindet, und schließlich sei am 11. Dezember kein Nikolaus mehr. Schade eigentlich, schließlich hat der Heilige doch eine Botschaft, deren Verfallsdatum auch nach 365 Tagen nicht erreicht ist.

Vielleicht ist der Nikolausmarkt auch Opfer von Altersdiskriminierung geworden. Der Namenspatron hat immerhin mehr als 1.500 Jahre auf dem Buckel. Das sind wohl einige Jährchen zu viel, das Image mittlerweile angestaubt, die Botschaft immer die gleiche und überhaupt, wer glaubt denn noch an den Nikolaus?

 

Nikolaus steht für jene ohne Lobby

 

Vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt, wenn wir das ausgerechnet in unseren Zeiten wieder täten. Da war doch die Geschichte von den drei jungen Mädchen, die Nikolaus, Bischof von Myra, vor der Prostitution schützte, indem er ihnen drei goldene Äpfel durch das Fenster warf. Im größeren Zusammenhang betrachtet:  Nikolaus hat sich immer auf die Seite der Armen und Entrechteten gestellt. Er hat für jene gesprochen, die keine Lobby hatten. Oder, wie es ein Pfarrer nach dem Sonntagsgottesdienst im Gespräch ausdrückte: „Die Gesellschaft braucht sich über eine vermeintliche Islamisierung nicht zu wundern, wenn sie liebgewonnene Traditionen und Wertehaltungen der Beliebigkeit einer Werbekampagne ausliefert.“ Viele Gemeindemitglieder schütteln jedenfalls den Kopf, von ihnen versteht niemand, warum der Nikolausmarkt jetzt „Lichterglanz“ heißt. Den gibt es schließlich überall.

 

Wo bleibt die Botschaft?

 

Ich finde es nicht schlimm, wenn mit Traditionen aus nachvollziehbaren Gründen gebrochen wird. Das wird aber dann zum Problem, wenn es eine Lücke hinterlässt, die durch etwas gefüllt wird, das keine Botschaft mehr hat. Zauberei und Lichterglitzer blenden einen so, dass man fast blind wird. Die Orientierung fehlt. Das, was Ängsten und Vorurteilen Paroli bietet, nämlich die Haltung, dass wir als Christen für Frieden und Gerechtigkeit einstehen, ist plötzlich nicht mehr sichtbar.

Schade, dass ein kultureller Schatz einfach so weggezaubert und freiwillig aufgegeben wurde. Aber immerhin darf Nikolaus auf dem Markt  noch die Süßigkeiten verteilen.

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