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Der Wiener Theologe Paul Zulehner rechnet damit, dass die Amazonas-Synode im Oktober in Rom die Weichen in Richtung Öffnung kirchlicher Ämter für bewährte verheiratete Personen und für Frauen stellen wird. Dennoch sei dies eine nachrangige Frage, sagte er am Wochenende im Interview der Wiener Presseagentur kathpress.
Entscheidend für eine wirkliche Reform der Kirche sei vielmehr deren Zukunftsfähigkeit, die sich im Aufbau lebendiger Gemeinden zeigen müsse, so der Pastoraltheologe. Erst danach stelle sich die Frage, wer mit Verantwortung in solchen Gemeinden betraut werde.
„Weihe von Diakoninnen wäre schlampige Lösung“
Die Weihe gewählter „personae probatae“ (bewährte Personen) sei ein Lösungsmodell, um dem auch vom Papst beklagten „eucharistischen Hunger“ in Regionen mit dramatischem Priestermangel beizukommen, so Zulehner in seinem neuen Buch „Naht das Ende des Priestermangels?“.
Dagegen bezeichnete Zulehner eine Weihe von Diakoninnen als „schlampige Lösung“. Sie könne die „permanente Unterwerfung der Frauen unter die Priester“ und einen weiteren Jahrhunderte langen Stillstand in der Frauenfrage bedeuten.
„Abkehr vom vatikanischen Panikzentralismus“
Von der Amazonas-Synode erwarte er, dass sie zu einem „Schneeballeffekt“ führen und auch hierzulande kirchliche Veränderungen anstoßen werde, so Zulehner. Die Zeit sei reif für eine Abkehr vom vatikanischen „Panikzentralismus“, der darauf poche, wichtige Fragen einheitlich für die gesamte Weltkirche zu regeln, so der Theologe weiter.
Diese „angstbesetzte, aber glaubensschwache“ Haltung habe etwa zur Ausweitung der Pfarreien geführt. Dabei bestehe die „Gefahr zu zerstören, was lebt, sie bringt aber nicht zum Leben, was tot ist“.
„Aufstand der Hardliner“
Eine Folge anderer Art sei ein Aufstand der „Hardliner“, sagte Zulehner unter Verweis auf jüngst etwa vom früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, oder vom US-amerikanischen Kardinal Raymond Burke geäußerte Kritik.
„Bockbeinige Ideologen“ wollten dem Geist Gottes jede Innovation verbieten und agierten gegen den Papst, der nun „ernst“ mache. Doch Franziskus verstehe sich als „Spürhund“ eines Heiligen Geistes, der nicht ausschließlich in Vatikanischen Dikasterien oder in einer Weltbischofssynode zu finden sei.