Bischofssynode in Lateinamerika könnte entscheidende Impulse geben

Zulehner rechnet schon bald mit verheirateten Priestern

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Der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner rechnet mit einer baldigen Öffnung des katholischen Priesteramtes für verheiratete Männer. Ausschlaggebend könnte die Haltung der lateinamerikanischen Bischöfe sein.

Der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner rechnet mit einer baldigen Öffnung des katholischen Priesteramtes für verheiratete Männer. „Ich vermute, dass dies lateinamerikanische Bischöfe auf der Amazonassynode 2019 beschließen werden. Der Papst dürfte ihnen die Rückendeckung geben“, so Zulehner am Samstag in einem Interview mit der österreichische Zeitung „Kurier“. Dies werde andere Ortskirchen unter Druck setzen, dem Beispiel der Lateinamerikaner zu folgen. „Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen in diesem Pontifikat, dass der Papst den Zentralismus überwindet“, so die Einschätzung des Theologen.

Im Vorfeld der Synode war schon häufiger die Idee ins Gespräch gebracht worden, bewährte verheiratete Männer („viri probati“) zu Priestern zu weihen. Auch verschiedene Bischöfe, darunter Kardinal Reinhard Marx, hatten vorgeschlagen, dies gründlich zu überdenken. Medienberichten zufolge lässt auch Papst Franziskus den Vorschlag prüfen als mögliche Antwort auf den Priestermangel etwa im weitläufigen Amazonasgebiet. Der langjährige Amazonas-Bischof Erwin Kräutler habe ein entsprechendes Papier mit vorbereitet, das „bereits auf dem Schreibtisch des Papstes“ liege.

In Ehe und Gemeinde bewährte Männer

Als „viri probati“ werden in der kirchlichen Debatte Männer bezeichnet, die sich in Ehe und Gemeinde bewährt haben sollen. Das Thema ist in der katholischen Kirche stark umstritten. Sie hält grundsätzlich am Zölibat als verpflichtender Lebensform für Priester fest. Verheiratete Priester gibt es nur in wenigen Ausnahmefällen - etwa, wenn ein Geistlicher einer anderen Konfession zum Katholizismus übertritt.

Theologe Zulehner sagte in dem Interview eine „Revolution“ in der katholischen Kirche voraus. Unter Franziskus sei die Kirchenspitze bereit, in die „Schule der Regionen, der Kontinente, der Bischofskonferenzen“ zu gehen und Entscheidungen regional zuzulassen oder für die Weltkirche zu übernehmen. Auch Bischöfe werden sich nach Zulehners Worten künftig etwa im Umgang mit Kirchenvolksbegehren nicht mehr nur auf Vorgaben aus Rom berufen können.

„Franziskus ist kein um die Einheit besorgter Zentralist“

Anders als Papst Johannes Paul II. (1978-2005) sei Franziskus kein „um die Einheit besorgter Zentralist“, so Zulehner weiter. Den Entwicklungsverlust und die Stagnation unter seinem polnischen Vorgänger mache der Papst aus Argentinien jetzt wett, „indem er sagt: Der Heilige Geist ist nicht nur in Rom“.

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