ZdK-Präsident: Personalnot wird Thema beim Katholikentag sein

Sternberg warnt vor „katastrophalem Ausmaß“ von Priestermangel

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) warnt vor einem bedrohlichen Priestermangel in der katholischen Kirche in Deutschland. Thomas Sternberg rief die Bischöfe auf, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen.

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Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) warnt vor einem bedrohlichen Priestermangel in der katholischen Kirche in Deutschland. „In Kürze werden uns die Priester in einem so katastrophalen Ausmaß fehlen, dass es bald kein größeres Problem mehr für uns geben wird“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg der „Welt am Sonntag“. So seien bereits im vergangenen Jahr in zwei Bistümern keine Priester mehr geweiht worden.

Die Personalnot werde auch auf dem anstehenden Katholikentag (9. bis 13. Mai) in Münster „ein riesiges Thema“ sein, fügte Sternberg hinzu. Nach Ansicht des Präsidenten der katholischen Laienorganisation wird das Problem die Kirche „zu Lösungen zwingen, die wir bislang kaum zu denken wagen“.

 

Bischöfe sollen bald „viri probati“ weihen

 

Der Münsteraner Thomas Sternberg ist Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdKDer Münsteraner Thomas Sternberg ist Präsident des Zentralkomitees der Katholiken (ZdK), das vom 9. bis 13. Mai den 101. Katholikentag in Münster ausrichtet. | Archiv-Foto: Michael Bönte

Sternberg riet zu einem verstärkten Priester-Import. „Zuwanderung ist ein Stück der Lösung“, sagte er. „In Deutschland müssen wir teils 700 Jahre alte Klöster wegen fehlendem Nachwuchs auflösen, während zum Beispiel in Vietnam kaum genug neue Klöster gebaut werden können, um die vielen Nachwuchsnonnen und -mönche unterzubringen. Da fragt man sich, ob eine Weltkirche nicht internationaler denken sollte.“

Der ZdK-Präsident sprach sich auch dafür aus, sogenannte Viri probati zu Priestern zu weihen und den Zölibat für Priester zu lockern. Als Viri probati werden verheiratete Männer bezeichnet, die sich durch ihren Lebenswandel für ein geistliches Amt empfehlen. Sternberg forderte die Bischöfe auf, diese Idee bald umzusetzen: „Wenn sich ein deutscher Bischof fände, der erstmals Viri probati zu Priestern weihte, würde er weder in Rom noch in Deutschland auf großen Protest stoßen.“

Laut einer aktuellen Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur werden in den 27 deutschen Bistümern voraussichtlich 61 junge Männer zu Diözesanpriestern geweiht, 2017 waren es 74. Im Jahr 2015 hatte die Zahl mit 58 ihren bislang niedrigsten Stand erreicht, 1995 etwa waren noch 186 Priester in Deutschland geweiht worden. Nicht enthalten in diesen Zahlen sind die Weihen der Neupriester in den Ordensgemeinschaften und die ausländischen Kandidaten, die zwar in Deutschland geweiht werden, aber Priester ihrer Heimatdiözese bleiben. | KNA

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