Generalvikar über Personal-Werbung, Gemeindeleitung und viri probati

Köster: Kirche ist viel mehr als Sonntagsmesse

Nicht nur in der Seelsorge fehlt es an Personal. Auch Stellen von Küstern, Organisten und Computerexperten sind immer schwieriger zu besetzen, stellt Generalvikar Norbert Köster im Gespräch mit „Kirche+Leben“ fest. Diese Maßnahmen ergreift die Bistumsleitung.

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Das Bistum Münster leidet, genau wie das Handwerk, am Fachkräftemangel, stellt Generalvikar Norbert Köster im Gespräch mit „Kirche+Leben“ fest. Das betrifft besonders die Seelsorge, aber auch Berufe wie Küster, Kirchenmusiker oder Computerexperten im Generalvikariat. Um dem entgegenzuwirken, setzt die Bistumsleitung mehrere Hebel an.

 

Werbekampagne für Berufe in der Kirche

 

Eine Werbekampagne im Jahr 2019 soll für unterschiedliche Berufe in der Kirche werben, erläutert Köster, „vom Controller über IT bis hin zu pastoralen Berufen“.

„Wir sind als Arbeitgeber nicht mehr im Bewusstsein der Menschen“, meint der Generalvikar. So würden sich immer weniger Menschen auf Stellen in der Verwaltung bewerben und auch auf Stellen in den Gemeinden: „Versuchen Sie heute mal Küster zu finden, geschweige denn Organisten.“

 

Schließung der Diözesanstelle Berufe der Kirche

 

Dass in Zeiten von Fachkräftemangel ausgerechnet die Diözesanstelle geschlossen wird, die sich um Berufe der Kirche kümmert, scheint widersinnig. Doch Köster begründet: „Wir haben beobachtet, dass die zentrale Diözesanstelle in Münster zu wenig als Ansprechpartner angenommen wird.“

Das neue Konzept in der Berufungspastoral sehe vor, dass die einzelnen Berufsgruppen Ideen entwickeln, wie sie mögliche Interessenten vor Ort erreichen, erklärt Norbert Köster.

 

Kulturwandel innerhalb der Kirche

 

Nicht alle Mitarbeiter im pastoralen Dienst könnten momentan Werbung für ihren Beruf machen, meint Köster. „Das kann ich angesichts mancher Frustration auch verstehen.“ Schließlich befinde sich die Kirche aktuell in einer Umbruchphase. „Wir können gar nicht sagen, wie zum Beispiel die Rolle des Priesters in zehn oder 20 Jahren aussieht.“ Daher sei eine wichtige Aufgabe, „die einzelnen Berufsbilder noch einmal zu klären und attraktiv zu machen“.

Mit Blick auf die Katholiken sagt der Generalvikar: „Wir denken noch immer, dass die Teilnehmer am Sonntagsgottesdienst die sind, um die allein wir uns kümmern müssen.“ Die Kirche dürfe sich aber nicht auf die konzentrieren, die kommen, sondern müsse eine Kirche werden, die hingeht. „Da müssen wir noch ganz viel lernen.“ So sollten Gemeinden beispielsweise mehr auf Besucher der Bildungsstätten zugehen und die Katholischen Schulen ins Gemeindeleben einbinden. „Wir haben dieser Gesellschaft etwas zu geben, das sie braucht“, begründet Köster.

 

Hoffen auf viri probati

 

Eine andere Frage sei, ob sich auf weltkirchlicher Ebene etwas an der Zulassung zum Priesteramt ändere. „Da schaue ich besonders auf die Option der viri probati“, sagt Köster, also auf die mögliche Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern.

Dabei müsse den Verantwortlichen aber bewusst sein, „dass wir sicher keinen Familienvater dazu bringen werden, sich für diesen Dienst zu entscheiden, wenn offen ist, wo im Bistum Münster er eingesetzt wird“, gibt Köster zu bedenken. Der Kirche sei aber schon „sehr damit geholfen“, wenn sich „der Familienvater“ dazu bereiterklären würde, in seiner Heimatpfarrei mitzuhelfen, dass dort weiterhin Eucharistie gefeiert werden könnte.

 

Gemeindeleitung durch Ehrenamtliche

 

„Unsere künftigen Gemeindeleitungs-Teams sollen schwerpunktmäßig aus Menschen bestehen, die freiwillig engagiert sind“, sagt Generalvikar Köster. Die hauptberuflichen Mitarbeiter bekämen stärker die Rolle einer professionellen Unterstützung. „Und da macht der Hauptberuf wirklich Sinn“, ist sich Köster sicher. Der Dienst der Pastoralreferenten oder Pastoren unterscheide sich in dieser Form der Begleitung nicht, „da machen sie das Gleiche“.

Köster ist sich der Kritik bewusst, die der Bistumsleitung vorhält, sie würde diese Schritte nun aus der Not des Priestermangels heraus erwägen. „Und ich gebe zu, dass wir diese Sache nicht diskutieren würden, wenn es diese Notlage nicht gäbe.“ Allerdings sieht er in diesem Kulturwandel das Wirken des Heiligen Geistes bestätigt. Der Generalvikar meint: „Das ist ein sehr heilsamer Prozess.“

Das Interview im Wortlaut lesen Sie in „Kirche+Leben“, der Wochenzeitung im Bistum Münster (Ausgabe 22 vom 3. Juni 2018). Einzelbestellungen auch als E-Paper sind auf der Seite unseres Vertriebs möglich.

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