Kunstwerk erinnert an den heiligen Matthias und an Mathias Bonse

Zum Gedenken: Matthias-Statue thront in Rheine über dem Marktplatz

  • An der Fassade des Lokals „Roter Hirsch“ in Rheine hängt seit einiger Zeit eine Bronze-Skulptur des heiligen Matthias.
  • Nicht nur der Apostel Matthias wird gewürdigt, sondern auch der Stifter Mathias Bonse.
  • Wer die Skulptur betrachten möchte, muss seinen Blick gen Himmel richten.

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Der historische Markplatz an der St.-Dionysius-Kirche in Rheine ist ein beliebter Ort zum Bummeln und Flanieren. Mehrere Lokale laden zum Verweilen ein, die traditionsreiche, 500 Jahre alte Stadtkirche zum Innehalten und Gebet.

Seit einiger Zeit blickt ein Heiliger auf die Marktbesucher und Vorbeigehenden. Man entdeckt ihn nicht so leicht. Denn seine Skulptur ist nicht ebenerdig zu betrachten. Der Blick muss schon weit gen Himmel gerichtet werden, um ihn zu sehen. Am Dachgiebel des Restaurants „Roter Hirsch“ ist der Heilige zu entdecken - mit freundlicher Genehmigung des Hausbesitzers Thomas Ungrund.

 

Erinnerung an Krankenhaus-Stifter

 

Der Bildhauer und Künstler Werner Bruning schuf die Matthias-Skulptur. | Foto: Johannes Bernard
Der Bildhauer und Künstler Werner Bruning schuf die Matthias-Skulptur. | Foto: Johannes Bernard

 „Es gibt so viele Statuen von heiligen Frauen und Männern in Rheine, jedoch bislang keine vom heiligen Matthias.“ Mit dieser Erkenntnis ging Pfarrer Thomas Lemanski vor einiger Zeit auf die Suche nach Möglichkeiten, dem heiligen Matthias, dem Namenspatron des Stiftungsgründers Mathias Bonse, in Rheine einen Platz zu schaffen.

Viele Menschen in Rheine kennen den Namen Mathias Bonse. Der wohlhabende Kaufmann lebte im 19. Jahrhundert. Er gab 1849 einen Großteil seines Vermögens für die Gründung des Krankenhauses „Mathias-Spital“. Heute zählt die Mathias-Stiftung zu den größten Arbeitgebern der Region.

 

Ein Matthias und ein Mathias

 

„Die Stiftung ist also nach Mathias Bonse benannt, wird deshalb mit nur einem ‚t‘ geschrieben. Jedoch feiern wir das Stiftungsfest immer an seinem Namenstag, also dem 24. Februar, und so rückt auch der Apostel, der sein Grab in Trier hat und mit zwei ‚t‘ geschrieben wird, in den Fokus“, erläutert Lemanski die Verbindung des Apostels mit dem Krankenhaus-Stifter.

Viele Menschen kommen „ins Mathias“ im Vertrauen, dass ihre Krankheiten bewältigt werden und sie für sich und ihre Lieben Auswege aus Krankheiten und Gebrechen finden. „Um gerade auch in der Pandemie-Zeit denjenigen Menschen eine Würdigung zu geben, die für die Gesundheit aller Menschen arbeiten, ist die Idee entstanden, zum jetzigen Zeitpunkt von einem heimischen Künstler eine Bronzefigur des Stiftungs-Heiligen anfertigen und an prominenter Stelle anbringen zu lassen“, sagt der Pfarrer von St. Dionysius.

 

Zeichen der Stiftung: das Mathias-Kreuz

 

Den Künstler fanden die Pfarrei und das Kuratorium der Mathias-Stiftung in Werner Bruning. Er stammt aus Rheine-Mesum, wo er mehrere Jahrzehnte seine Werkstatt hatte. Heute lebt er in Emsdetten. Bruning, ein deutschlandweit bekannter Bildhauer, gestaltete eine Bronzefigur, die in besonderer Weise die Attribute des Apostels und Heiligen und das Zeichen der Stiftung, das so genannte Mathias-Kreuz, aufnimmt.

Die Figur des Heiligen, der auch oft als Bischof dargestellt wird, ist in Rheine bewusst ohne Mitra und Stab dargestellt, um auch das Wesen des Bürgers Bonse mitaufzunehmen. Trotzdem weisen die Attribute Beil und Steine am rechten Fuß auf Leben und Sterben des Apostels hin. Sein rechter Arm zeigt aufwärts in Richtung der Stadtkirche zum Kreuz auf dem Dach des Kirchendachs.

 

Apostel-Blick auf die Erde

 

Das so genannte Mathias-Kreuz, das Logo der Mathias-Stiftung in Rheine, hält in der Skulptur der heilige Matthias in seinen Händen. Das Bild zeigt die Vorlage. | Foto: privat
Das so genannte Mathias-Kreuz, das Logo der Mathias-Stiftung in Rheine, hält in der Skulptur der heilige Matthias in seinen Händen. Das Bild zeigt die Vorlage. | Foto: privat

„Mathias Bonse und der Heilige empfingen ihre Kraft durch den Glauben, durch den Gekreuzigten“, sagt Lemanski. Deshalb ist der linke Arm der Skulptur auf die Erde gerichtet, dorthin, wo beide ihren Glauben in die Tat umsetzten.

Um den Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung zu setzen, hat die Figur in der linken Hand das Symbol der Stiftung, ein besonders gestaltetes Kreuz, das als Logo der Stiftung in Rheine und der weiteren Umgebung bereits bekannt ist. Sechs Krankenhäuser und mehrere Altenhilfe-Einrichtungen sind unter dem Dach der Stiftung vernetzt.

 

Künstler Bruning ist mit Rheine verbunden

 

„So schließt sich der Kreis vom Kreuz auf der Stadtkirche hin zum Kreuz der Stiftung“, sagt Werner Bruning, der diese Skulptur gern geschaffen hat. „Ich bin überzeugter Katholik und weiß, welche Tradition die Stiftung hat und welche Dienste sie heute anbietet.“

Sakrale Kunst hat Bruning schon immer interessiert. Unzählige Wegkreuze, Heiligenfiguren, Altäre, Bildstöcke und Skulpturen hat der 69-Jährige in den vergangenen 45 Jahren angefertigt.

 

Sakrale Kunst im öffentlichen Raum

 

Ein besonderes Highlight seines Schaffens war der Flügelaltar der Kirche Maria Rosenkranzkönigin in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern), den Bruning anhand einer alten Fotografie rekonstruiert hat. Auch die Fertigung von zwei Säulenheiligen für das Dominikanerkloster Hamburg und die Chorraumgestaltung der katholischen Kirche in Lienen im Kreis Steinfurt waren Höhepunkte seines Schaffens.

„Mich freut es, wenn die Skulptur am Marktplatz in Rheine gut ankommt“, sagt Bruning. Apostelfiguren und Heilige gehörten in den öffentlichen Raum. „In den Kirchen ist ja schon vieles zu entdecken. Aber auch ein Marktplatz eignet sich, sakrale Kunst zu zeigen.“

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