Im Dienst für ein menschenwürdiges Sterben

186 Jahre Ehrenamt: Hospizkreis Rheine verabschiedet Engagierte

  • Der ökumenisch ambulante Hospizkreis in Rheine hat zehn langjährige Hospizhelferinnen und Hospizhelfer verabschiedet.
  • Einige Ehrenamtliche gehörten zu den Gründern einer ehrenamtlichen Sterbebegleitung im nördlichen Münsterland.
  • Rund 30 Frauen und Männer gehören aktuell dem Kreis der freiwillig Engagierten an, der maßgeblich vom Caritasverband Rheine begleitet wird.

Anzeige

Sie haben sich über viele Jahre und Jahrzehnte engagiert, die Frauen und der eine Mann, die nun selbst aus Altersgründen Abschied von ihrem Ehrenamt nehmen. Im ökumenisch ambulanten Hospizkreis in Rheine geschieht das nicht ohne eine angemessene Verabschiedung.

„Ehre das Amt – so heißt das bei uns“, sagt Caritas-Mitarbeiter Andreas Schmidt. Er hat die Jahre freiwilligen Engagements von neun Hospizhelferinnen und einem Hospizhelfer zusammengezählt und kommt dabei auf exakt 186 Jahre.

„Der Dienst hat uns viel gegeben“

Marita Gerdes, Ute Molitor, Silvia Topuz, Ute Armborst, Ilse Hoppe, Maria von der Haar, Ingrid Denninger, Hermann Schnoor, Rosemarie Leroy und Margarete Dütz sind über all die Jahre immer zur Stelle gewesen, wenn eine ambulante Sterbebegleitung gewünscht wurde.

„Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass uns unser Dienst viel gegeben hat“, sagt Rosemarie Leroy. Sie hatte vor 27 Jahren die ambulante Hospizarbeit mitaufgebaut. Mitte der 1990er Jahren steckte die Hospizbewegung hierzulande noch in den „Kinderschuhen“.

Würde des Menschen im Sterben

„Schwerstkranke Menschen möchten in vertrauter Umgebung leben und nicht allein sein, wenn sie sterben. Diesen Wünschen entspricht das Hospiz der Caritas und Diakonie“, sagt Rosemarie Leroy. Die 82-Jährige war Pastoralreferentin in Rheine und hatte bei ihrer Arbeit immer wieder Kontakt zu Menschen, deren Angehörige schwerkrank waren.

„Uns verbindet die Grundhaltung, dass die Würde des Menschen auch in Krankheit und Alter, in Gebrechlichkeit und Behinderung zu achten und zu wahren ist“, sagt Leroy. Deshalb machten die Mitarbeitenden Mut, Sterben und Tod als wesentlichen Teil des Lebens anzunehmen.

Begleitung wird gemeinsam aufgearbeitet

Von Anfang an dabei gewesen ist auch Margarete Dütz, als 1994 erstmals der Hospizkreis zusammenfand. „Wir waren noch nicht ausgebildet, aber wir wussten, dass wir gebraucht wurden“, sagt die Engagierte über die Zeitumstände, als Sterben und Tod nahezu ausschließlich in den Krankenhäusern zu geschehen hatte.

Als einer der wenigen Männer stieß vor 25 Jahren Hermann Schnoor zum Kreis dazu. Der damalige Berufssoldat galt regelrecht als „Exot“. „Ich war als Mann das positive Rollenvorbild“, sagt Schnoor. Die Mitarbeit habe ihm viel gegeben. Auch die regelmäßigen Zusammenkünfte im Hospizkreis, wo die Begleitung besprochen und aufgearbeitet wurde, hätten ihn bereichert.

Angehörige oft überfordert

Die damalige Hospizkoordinatorin, Anna Zeitler-Schlöder, erinnerte an die Aufgaben der Helferinnen und Helfer: „Das Hospiz begleitet Schwerstkranke und Sterbende in Familien, im Krankenhaus oder in Altenpflegeheimen. Oft sind Angehörige in Situationen des Sterbens überfordert.“

Den Tod anzunehmen, falle schwer. „Zu eng ist er mit Angst und Schmerz, Verlust und Trauer verbunden“, sagt Zeitler-Schlöder.

Vorbildlicher Einsatz

Klaus Jäger, Abteilungsleiter im Caritasverband Rheine, sowie Marita Brundiers und Elisabeth Niemeier als Vertreterinnen der aktiven Sterbebegleitenden dankten den ersten Mitmachenden im Hospizkreis für die Weitergabe ihrer Erfahrung und den vorbildlichen Einsatz, der auch von den jüngeren freiwillig Engagierten mit hohem Respekt gewürdigt wird.

„Durch die Hilfestellung der ehrenamtlichen Sterbebegleitungen erfahren Angehörige eine große Entlastung. Das sei eine große Motivation, Zeit und Kraft zu investieren“, sagt Zeitler-Schlöder.

Letzte Gespräche über Kindheit und Familie

Auch die ehrenamtlichen Mitarbeitenden empfinden ihre Arbeit als Geschenk. Die besondere Nähe, die sie mit den Sterbenden erlebten, in Gesprächen oder im gemeinsamen Gebet, gebe Kraft für die Aufgabe, sagt Leroy.

Sterbende Menschen erzählten gern von ihrer Kindheit, ihrer Familie und ihren Enkelkindern. Sie wünschten sich Zeit für Gespräche, die Pflegepersonal oder Angehörige oft nicht rund um die Uhr geben könnten.

Hospizarbeit in Rheine geht weiter

Dass die Hospizarbeit in Rheine weitergeht, dafür sorgen aktuell die rund 30 ehrenamtlichen Hospizmitarbeitenden. „Wir haben uns auf diese Aufgabe sorgfältig vorbereitet und bilden uns kontinuierlich fort“, sagt Marita Brundiers.

Alle Mitarbeitenden unterlägen der Schweigepflicht. In ihrer Tätigkeit würden die Freiwilligen von hauptamtlichen Mitarbeitern unterstützt, dazu zähle der ambulante Hospiz- und Palliativberatungsdienst.

Anzeige