Eines von zwei katholischen Hospizen im Oldenburger Land

Hospiz in Dinklage plant Neubau – nicht nur wegen der Bewohner

  • Seit 24 Jahren nimmt das Hospiz St. Anna Dinklage Menschen in ihrer letzten Lebensphase auf.
  • Die Zahl der Plätze und die Zahl der Mitarbeitenden haben sich stetig erhöht.
  • Ein Neubau könnte für beide Gruppen geeignetere Räume schaffen - zum Beispiel Familienzimmer.

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Der Zuspruch sei „nur sehr zögernd“ gewesen. Daran erinnert sich Werner Schulze gut. Er war 1998 bei der Gründung Geschäftsführer der Hospizdienste im Anna-Stift Dinklage. Das stationäre Hospiz habe fünf Plätze gehabt, aber oft seien nur drei belegt gewesen.

Heute, 24 Jahre später, ist Schulze im Ruhestand und Vorsitzender einer Förderstiftung für das stationäre Hospiz. Und das hat sich in Dinklage entwickelt. Inzwischen bietet es acht Plätze an, zusätzlich in einem Tageshospiz drei Plätze. Der Zuspruch ist also deutlich gestiegen.

Kein Platz mehr

Was zum Problem geworden ist. Das Hospiz hat seine Räume im Gesundheitszentrum Dinklage. Dort vermietet die Anna-Stiftung noch Räume an ein ambulantes Operationszentrum und zwei therapeutische Praxen für Krankengymnastik und Logopädie. Unbegrenzt ausweiten kann sich das Hospiz dort nicht.

Mittelfristig, in fünf bis zehn Jahren, werde man einen Neubau brauchen, sagt Andrea Mäkel, heute Vorstand der Stiftung und mit verantwortlich für das Haus. Das sei nicht nur auf die wachsende Zahl von Bewohnern zurückzuführen.

Viel Einsatz im Ehrenamt

Das Hospiz lebe auch vom Einsatz der gut 35 Ehrenamtlichen, betont Mäkel. Die setzten sich in der Trauerbegleitung und vielen anderen Dienst rund um das Hospiz ein. Alle haben dafür eine besondere Hospizhelfer-Ausbildung gemacht. „Das ist Bedingung“, sagt Andrea Mäkel. Um diese Ehrenamtlichen eingehend schulen und begleiten zu können, fehle es zunehmend an passenden Räumen.

Auch in der praktischen Arbeit komme man an Grenzen berichtet, berichtet Ellen Meerjans-Eilers, die Pflegedienstleiterin im Hospiz. Sie spricht auch für die Pflegekräfte, alle mit einer verpflichtenden Weiterbildung zu Palliativ-Pflege. Insgesamt sind im Hospiz 28 Angestellte beschäftigt.

Platz gesucht für Angehörige

Sie machen sich Gedanken über die Zukunft im Hospiz St. Anna Dinklage: (von links) Pflegedienstleiterin Ellen Meerjans-Eilers, Geschäftsführerin Andrea Mäkel und Werner Schulze, Vorsitzender der Hospizstiftung. | Foto: Franz Josef Scheeben
Sie machen sich Gedanken über die Zukunft im Hospiz St. Anna Dinklage: (von links) Pflegedienstleiterin Ellen Meerjans-Eilers, Geschäftsführerin Andrea Mäkel und Werner Schulze, Vorsitzender der Hospizstiftung. | Foto: Franz Josef Scheeben

Seit einiger Zeit biete man zum Beispiel den Angehörigen ein eigenes Zimmer an, damit sie im Ernstfall in der Nähe ihrer Verwandten übernachten können, berichtet Meerjans-Eilers. „Das stößt auf großen Zuspruch“, sagt sie. Inzwischen reiche ein einziges Zimmer nicht mehr aus, man überlege auch die Einrichtung von Familienzimmern. Das sei bei dem vorhandenen Platz aber nicht denkbar.

Alle drei sind sich im Gespräch einig: Sterbende Menschen und ihre Angehörigen brauchen Hilfe. Und es werden mehr. „Das Thema ist inzwischen viel stärker in der Gesellschaft angekommen“, sagt Werner Schulze.

Auftrieb für Hospizbewegung

Die Hospizbewegung habe inzwischen mehrfach Anstöße bekommen. Schulze erinnert sich konkret an das Jahr 2005. Damals sei der schweizerische Verein Dignitas mit seinem Angebot zur Hilfe bei Selbsttötung aufgetreten, sagt er. Das habe zu einer „breiten gesellschaftlichen und kirchlichen Diskussion um Sterben und Tod“ geführt. „Das Thema war auf einmal viel präsenter“, erinnert sich Schulze.

Die Palliativpflege und die menschenwürdige Begleitung beim Sterben seien damit ebenfalls ein Thema geworden. Letztlich mit der Folge, dass sich der ambulante Hospizdienst in Dinklage und das stationäre Hospiz dort stetig entwickelten.

Schritt an die Öffentlichkeit

Andrea Mäkel und Werner Schulze wagten deshalb einen besonderen Schritt: Bei einer Einwohnerversammlung mit dem Bürgermeister zur Zukunft des örtlichen Bürgerparks stellten sie Anfang November ihr Interesse vor, auf einem Teil des Geländes einen Neubau für das Hospiz zu errichten.

Werner Schulze ist sich sicher: Wenn man im Hospiz und mit seinen begleitenden Diensten auf Dauer gut arbeiten wolle, sei ein solcher Neubau die richtige Lösung. Von der Versammlung habe er den Eindruck mitgenommen: „Der Bürgermeister hat die Rastfraktionen aufgefordert, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“ Das Thema ist also in der Kommunalpolitik angekommen.

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