Unabhängig davon auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

60 Millionen Euro Schulden: Caritas im Breisgau meldet Insolvenz an

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Die Caritas im Breisgau hat sich an vier Neubauten "verhoben". Unabhängig davon ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen frühere Verantwortliche.

Der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald geht in die Insolvenz - alle Einrichtungen und Dienste sollen aber vorerst wie gewohnt weiterlaufen. Auch die Bezahlung der rund 800 Mitarbeitenden sei garantiert, sagte der Caritas-Vorstandsvorsitzende Hans-Georg Liegener.

Für drei Monate werden alle Gehälter von der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Von der Insolvenz unabhängig sind Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Freiburg gegen den Verband unter dem Vorwurf des Abrechnungsbetrugs.

Gründe für die Schulden

"Wir sind davon überzeugt, dass der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald eine gute Zukunft hat. Das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung gibt uns die Gelegenheit, die nötige wirtschaftliche Sanierung in Ruhe anzupacken, um in den kommenden Monaten wieder in ruhiges Fahrwasser zu kommen", sagte Liegener.

Der Verband sei durch einen zu schnellen Wachstumskurs und durch den Bau von vier neuen Altenheimen auf eine "wirtschaftliche Talfahrt" geraten, führte Liegener aus. Er sprach von Schulden in Höhe von rund 60 Millionen Euro.

Gläubiger zuversichtlich

Hauptgläubiger ist die Sparkasse Freiburg. Altschulden gebe es bei zwei weiteren Banken. Die Sparkasse habe dem Insolvenzverfahren zugestimmt und glaube an den Erfolg einer Sanierung. Eine Zerschlagung oder eine Fusion mit einem anderen Caritasverband stehe nicht zur Debatte. Als neuer Co-Vorstand wurde der Fachanwalt für Insolvenzrecht, Dirk Pehl, bestellt.

Die Insolvenz eines Caritasverbandes dürfte in dieser Größenordnung eine der ersten bundesweit sein. Hintergrund ist, dass die neu gebauten Altenheime nie voll ausgelastet waren und nie die geplanten Mittel erwirtschafteten. Es fehlt fast überall an Fachpersonal.

Ermittlungen gegen frühere Caritas-Spitze

Ein Altenheim - im Glottertal - wurde komplett geschlossen. Laut den Caritasverantwortlichen soll das Haus noch in diesem Jahr an einen anderen Träger verkauft werden. Für die anderen stationären Einrichtungen sei es möglich, einen wirtschaftlichen Betrieb aufzubauen, sagte Liegener. Der Bedarf an Pflege sei da.

Negativ für den Verband wirken sich auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den früheren Caritas-Vorstand aus. Im Raum steht der Vorwurf, die Caritas habe Pflegeleistungen in Alten-Wohngemeinschaften zu Unrecht über den eigenen ambulanten Pflegedienst verbucht und abgerechnet.

Rolle des Erzbistums Freiburg

Pehl betonte, das Insolvenzverfahren komme rechtzeitig, um das Unternehmen auf Kurs zu bringen. Es gehe darum, einen soliden Sanierungsplan auszuarbeiten, dies habe bereits begonnen.

Das Erzbistum Freiburg erklärte auf Anfrage, das Insolvenzverfahren zu begleiten. Man sei im Gläubigerausschuss vertreten, allerdings ohne selbst Gläubiger zu sein.

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