Jüdischer Musiker erlebte nach eigenen Angaben Diskriminierung

Antisemitismus in Leipziger Hotel: Lage unklar – auch Ofarim angezeigt

  • Nach der mutmaßlichen antisemitischen Beleidigung des Sängers Gil Ofarim in einem Leipziger Hotel ermittelt die Polizei nun auch gegen den Musiker.
  • Ein Hotelmitarbeiter habe Ofarim wegen Verleumdung angezeigt, bestätigt die Polizei.
  • Ofarim hatte zuvor berichtet, von Hotelmitarbeitern diskriminiert worden zu sein.

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Nach der mutmaßlichen antisemitischen Beleidigung des Sängers Gil Ofarim in einem Leipziger Hotel ermittelt die Polizei nun auch gegen den Musiker. Ein Hotelmitarbeiter habe Ofarim wegen Verleumdung angezeigt, bestätigte eine Sprecherin der Polizeidirektion Leipzig dem Evangelischen Pressdienst (epd). Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Ofarim soll nach eigenen Angaben das Einchecken im Hotel Westin verwehrt worden sein, weil er eine Halskette mit Davidstern trug. In sozialen Netzwerken berichtete der 39-Jährige, Mitarbeiter hätten gerufen: „Pack deinen Stern ein!“ und „Packen Sie Ihren Stern ein!“ Das zweiminütige Video hatte bundesweit für Empörung gesorgt.

 

Hotelmitarbeiter mit anderer Version

 

Laut Polizeisprecherin schildert der Hotelmitarbeiter den Vorfall anders. Näheres könne sie wegen laufender Ermittlungen nicht sagen. Es gebe zudem eine zweite Anzeige des Mitarbeiters wegen Bedrohung durch Reaktionen in sozialen Netzwerken. Außerdem liege eine Anzeige von Unbeteiligten wegen Volksverhetzung vor.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland vermisst eine Entschuldigung des Hotels nach dem Vorfall. Auch Ofarim selbst zeigte sich enttäuscht, dass es bislang „weder eine Stellungnahme noch eine Form der Entschuldigung“ gebe. Das Hotel hat nach eigenen Angaben die an dem Vorfall beteiligten Mitarbeiter zunächst beurlaubt.

 

Bischof Timmerevers: Es braucht respektvollen Umgang

 

Der für Leipzig zuständige katholische Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers verurteilte den mutmaßlich antisemitischen Vorfall. „Es braucht in unserer Gesellschaft ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander von Menschen, unabhängig ihrer Religion oder Weltanschauung. Dieses Ziel muss Wirklichkeit werden. Dahinter dürfen wir keinen Schritt zurückweichen“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

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