Jüdischer Musiker räumt vor Gericht falsche Angaben ein

Kein Antisemitismus gegen Gil Ofarim – Zentralrat der Juden rügt Lüge

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Der Musiker Gil Ofarim hat in einem Leipziger Hotel keinen Antisemitismus erfahren. Vor Gericht räumte er frühere falsche Angaben ein. Der Zentralrat der Juden verurteilte die Lüge.

Überraschendes Ende im Prozess gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim: Das Landgericht Leipzig hat das Verfahren unter einer Geldauflage vorläufig eingestellt. Vorausgegangen waren ein Geständnis und eine Entschuldigungsbitte des Angeklagten.

Er räumte den Sachverhalt so ein, wie in der Anklage formuliert: "Die Vorwürfe treffen zu." Die Staatsanwaltschaft hatte ihm unter anderem falsche Verdächtigung und Verleumdung zur Last gelegt. Vor zwei Jahren hatte Ofarim einem Leipziger Hotelmanager Antisemitismus vorgeworfen. Der im Verfahren als Nebenkläger auftretende Mann akzeptierte Ofarims Bitte um Entschuldigung.

Gericht: Mussten vor allem den Sachverhalt klären

Laut Gericht wird das Verfahren endgültig eingestellt, wenn Ofarim innerhalb von sechs Monaten insgesamt 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz in Berlin zahlt. In dem Haus berieten die Nationalsozialisten den Ablauf der geplanten vollständigen Vernichtung der Juden in Europa.

Die Strafkammer begründete die Verfahrenseinstellung damit, es sei im Prozess vor allem um eine Feststellung des Sachverhalts gegangen. Aufgrund neutraler Zeugenaussagen, Videoaufnahmen und eines Gutachtens stehe dieser fest und sei vom Angeklagten auch glaubhaft eingeräumt worden.

Ofarims ursprüngliche Vorwürfe

Damit seien alle Zweifel in der Sache beseitigt. Durch die Entschuldigung des Angeklagten sei der Hotelmanager zudem wirkungsvoller rehabilitiert, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre, hieß es.

Anfang Oktober 2021 hatte Ofarim ein Handy-Video gepostet, das in den Sozialen Medien viral ging. Er sagte darin, der Hotelmanager habe ihn aufgefordert, seine Davidstern-Kette abzunehmen, dann dürfe er einchecken. Gleiches soll Ofarim auch gegenüber der Polizei ausgesagt haben.

Zentralrat: Schaden für alle, die wirklich Antisemitismus erleben

Der Fall hatte zunächst zu zahlreichen Solidaritätsbekundungen mit Ofarim geführt. Die Staatsanwaltschaft stufte seine Aussagen jedoch nach eingehenden Ermittlungen als wahrheitswidrig ein. Ofarim hielt bis zum Prozessauftakt Anfang November daran fest.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte das Verhalten des Musikers. Er müsse "in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge" tragen. Ofarim habe allen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen seien, großen Schaden zugefügt. Neben der Öffentlichkeit habe er auch die jüdische Gemeinschaft belogen.

Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen und die Erfahrung zunächst nicht in Frage zu stellen. "Umgekehrt darf so ein Vorwurf niemals grundlos erhoben werden. Und das ist hier leider passiert." Auch der Zentralrat hatte sich 2021 zunächst solidarisch mit Ofarim gezeigt.

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