Impuls zum 3. Advent

Auskunft – wie sich der Glaube verbreiten kann

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Warten sei der Advent, heißt es. Das stimmt. Aber wer ist der, der da kommen soll? Was wissen wir von ihm? Wie sollen wir ihn uns vorstellen? Der „Kirche-und-Leben.de“-Impuls zum dritten Advent – zum Begriff Auskunft.

Die Bahn leidet wieder einmal unter massiven Verspätungen, der Auskunftsbeamte ist mit seinen Nerven am Ende. Fragt eine schnippische aufgedonnerte Dame: „Sie, wann fährt denn der Zug endlich?“ Antwort: „Es kann nicht mehr lange dauern. Die Gleise liegen ja schon!“

Bestimmte Beamte der alten Bundesbahn trugen früher Uniformmützen mit einem darum gewundenen gelben Band mit der deutlich sichtbaren Aufschrift „Auskunft“ und eine dicke Schwarte in den Händen, das große Kursbuch mit allen Streckenverbindungen für ganz Deutschland. Normalerweise waren sie im Vor-Computer-Zeitalter sehr geübt darin, rasch und kompetent den Reisenden Auskünfte über ihre Reisemöglichkeiten, Umsteigebahnhöfe, Abfahrts- und Ankunftszeiten zu geben. Manche Auskunftsbeamte hatten eine Unzahl Zugverbindungen im Kopf und konnten aus dem Stegreif tausend Fragen direkt beantworten. Sie waren quasi die Auskunft in Person.

„Wer bist du?“

Wie viele Auskünfte müssen Menschen heutzutage von sich geben, über ihren Personenstand, ihre Gesundheit, ihr Vermögen, ihre Schulden, ihr polizeiliches Führungszeugnis, ihre Qualifikationen, ihren Werdegang. Der „gläserne“ Mensch ist keine Utopie aus einem Science-Fiction-Film mehr. Überall werden Daten gespeichert über unser Leben und unsere Interessen, ob wir selbst das mitbekommen oder nicht.

Die Erhebung von Informationen gab es bereits in biblischer Zeit. Johannes der Täufer wurde angegangen von Priestern und Leviten aus Jerusalem (Joh 1,22) mit der eindringlichen Frage „Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?“ Seine Selbstauskunft lautete „Ich bin die Stimme eines Rufers.“ Er sagte aber auch klar, wer er nicht ist. Er sei nicht der Messias. Zugleich verwies er auf den, der nach ihm kam.

Mehrere Quellen berichten von Jesus

Er tat dies nicht mit der rhetorischen, ironischen Frage „Bin ich Jesus?“ Wir gebrauchen diese Pseudofrage, wenn wir Stellung beziehen oder eine Auskunft geben sollen, aber keine Ahnung haben und nicht wissen, was wir sagen sollen.

Welche sicheren Auskünfte haben wir jedoch über diesen Jesus? Wenige Forscher bezweifeln, dass es ihn tatsächlich gegeben hat. Neben dem Neuen Testament berichten alte Quellen von seiner Existenz, so etwa Josephus, Tacitus und Sueton um 100 nach Christus. Das Neue Testament gibt die bedeutendsten Informationen über Jesus von Nazareth. Allerdings schrieb etwa ein Paulus erst 20 Jahre nach Jesu Tod seine Glaubenserfahrungen nieder.

Evangelisten geben Zeugnisse des Glaubens

Wir verfügen nicht über Protokolle historischer Ereignisse, nur über Zeugnisse des Glaubens an seine Person und sein Wirken. Die Evangelisten geben klare Auskunft über die Absicht ihres jeweiligen Werkes: Matthäus will die Geschichte Jesu in der Geschichte Israels verankern. Markus schreibt über den „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“, die Leitgestalt des Heilsgeschehens. Lukas will in seinem Doppelwerk von der Geschichte Jesu und von der Geschichte der frühen Kirche von der Zuverlässigkeit der christlichen Lehre überzeugen. Für Johannes ist die Menschwerdung des Wortes Gottes das Datum der Heilsgeschichte. Er will mit seinem Evangelium den Glauben vertiefen helfen.

In der Begegnung am Jakobsbrunnen (Joh 4) gibt Jesus zunächst Auskunft über den Lebenswandel der Samariterin und nennt der verblüfften Frau viele Details aus ihrem persönlichen Leben. Sie bekennt nicht nur ihre Fehler, sondern auch ihren Glauben: „Ich weiß, dass der Messias kommt. Man nennt ihn auch Christus, den Gesalbten. Wenn der kommt, wird er uns über all das Auskunft geben.“

Jeder soll den Glauben verbreiten

Er führt die Frau zum wahren Glauben, nicht in ferner Zukunft, sondern in sehr naher Gegenwart, sie hat den Messias direkt vor sich. Viele andere Samaritaner kommen zum Glauben an ihn als Retter der Welt, nicht mehr aufgrund der Auskunft der Frau, sondern weil sie ihn selbst gehört haben.

Wer zum Glauben gekommen ist, kann selbst Angaben über die Inhalte seines Glaubens machen. Niemand soll für sich allein glauben, sondern das Glaubenswissen weiter verbreiten: „Seid jederzeit bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der euch auffordert, Auskunft über die Hoffnung zu geben, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15).

Nur so gelangt das Wissen über Jesu Leben und Wirken zu anderen Menschen. Wenn wir wie der Gelähmte vom Betesda-Teich (Joh 5) „keine Auskunft geben“ können über den, mit dem er gesprochen und der ihn geheilt hatte, bliebe das in jedem Sinne unbefriedigend.

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