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Wie kann das eigene Vertrauen in Jesus Christus gelingen? Wie viel Liebe können wir ob unserer eigenen Unvollkommenheit erwarten? Diesen Fragen widmet sich Pater Sebastian Debour OSB und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.
In den Texten aus dem Neuen Testament begegnet uns wie am vergangenen Sonntag eine Auswahl aus dem Schriftgut der johanneischen Gemeinde. In ihrer seelsorglich ausgerichteten und ins Geheimnis des Glaubens einweisenden Theologie können sich das Johannes-Evangelium und der Erste Johannesbrief wechselseitig beleuchten.
Drei Verse möchte ich herausgreifen. Zunächst einen Vers aus dem ersten Johannesbrief, sozusagen eine Kurzformel des Glaubens: „Und dieses ist sein Gebot, dass wir dem Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er uns angewiesen hat“ (1 Joh 3,23). Damit ist gemeint: Im Glauben an den Namen Jesu klingt an, was dieser Name bedeutet, nämlich: Der HERR, der Gott Israels, rettet und befreit. In der Begegnung mit Jesus haben die Menschen ebendies immer wieder erfahren. Deswegen kann der Johannes-Evangelist Jesus zu Recht sagen lassen: „ICH BIN der ICH BIN WIE ICH DASEIN WERDE für euch, der wahre Weinstock, das Licht der Welt, der Weg und die Wahrheit und das Leben.“
Jesus ist für alle Menschen da
Die Lesungen vom vom 5. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr B zum Hören finden Sie hier.
Glauben bedeutet, Jesus zuzutrauen, dass er dies für alle Menschen sein will und sein kann. Dieses Glauben kann nicht bei sich bleiben als in sich selbst versunkene Innerlichkeit. Es wird sich darin auswirken, dass die Glaubenden lieben, wie Jesus sie geliebt hat und liebt. Das macht ihr „Fruchtbringen“ aus. Darin werden sie immer Anfängerinnen und Anfänger bleiben, Jüngerinnen und Jünger im Werden.
Möglich ist das nach dem Bildwort vom Weinstock und den Rebzweigen nur, wenn die Glaubenden in ihm bleiben, in seinen Worten, in seinem Geist-Atem, in seiner Liebe, wie er sagt: „ohne mich könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5).
Paulus sagt: In ihm leben wir
Der zweite Vers steht im Johannes-Evangelium: „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“ (Joh 15,4). Er bringt auf den Punkt, was Jesus mit dem „ICH BIN der Weinstock, ihr seid die Rebzweige“ (Joh 15,5) sagen will. Die Glaubenden sollen und werden immer mehr vom Glauben an Jesus zum Glauben in Jesus Christus hinfinden. Es geht um ein „In-Sein“, wie es auch im Dritten Hochgebet heißt: dass „wir ein Leib und ein Geist werden in Christus“.
Das ist einerseits vielen herkömmlich glaubenden Christinnen und Christen nicht geläufig. Andererseits scheint es zunehmend die Glaubenserfahrung heutiger Menschen zu sein, auch ohne sich eigens zu einer Religion zu bekennen, dass sie Gott nicht als Person, als fernes Gegenüber oben im Himmel sehen. Vielmehr erleben sie sich inmitten der kosmischen Vernetzung in einer Art spirituellem Fluidum, einer namenlosen Gottgegenwärtigkeit. Ähnlich sagt es Paulus in seiner Rede auf dem Areopag in Athen: „nicht fern ist er einem jeden von uns. In ihm nämlich leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,27f).
Der Ausdruck des Liebens