Warum Jesus eine Enttäuschung ist, erklärt Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg

Auslegung der Lesungen vom Christkönigssonntag (C)

Mit dem Hochfest Christkönig endet an diesem Sonntag das Kirchenjahr. Im Evangelium endet auch Christus - am Kreuz. Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg sagt in seiner Auslegung, warum das ein Fest wert ist.

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Mit dem Hochfest Christkönig endet an diesem Sonntag das Kirchenjahr. Im Evangelium endet auch Christus - am Kreuz. Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg sagt in seiner Auslegung, warum das ein Fest wert ist.

Ende. Aus. Das war es mit dem Königtum. Warum ihm noch folgen? Ihr seht doch: Erst hat er viel versprochen und ist dann am Kreuz gestorben. David war immerhin 40 Jahre König, dieser aber endet verhöhnt und verspottet am Kreuz. Aus. Ende. Schluss.

Die Lesungen vom Christkönigssonntag (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

In unserer Kirche steht das Taufbecken mitten im Eingangsbereich und man schaut direkt auf das Kreuz, das hinter dem Altar „thront“. Im Vorgespräch zur Taufe spreche ich mit den Eltern über diese Sichtweise: Wollen Sie wirklich, dass ihr Sohn, ihre Tochter im Blick auf dieses Kreuz getauft wird, wo man doch allzu schnell zu den Gedanken kommen kann, die ich anfangs geäußert habe?

 

Königstöchter und Königssöhne

 

So entwickelt sich nicht immer, aber immer wieder, ein Gespräch darüber, warum wir eigentlich glauben, dass dort ein wahrer König am Kreuz zu sehen ist und gerade dieses Bild deutlich macht, dass er uns rettet. Bei der Salbung mit Chrisam nach der Taufe, heißt es dann zum Täufling: „Du bist aufgenommen in das Volk Gottes, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit.”

Das heißt also für alle Christen: Ihr seid Königstöchter und Königssöhne, ihr seid berufen, dieses Königtum zu leben. Doch was heißt das, wenn wir die Texte des heutigen Christkönigssonntags zu uns sprechen lassen? Dann sollen wir wie Hirten zu den Menschen sein, zu denen, die uns anvertraut sind. Ein Hirt ist kein Herrscher, sondern er kümmert sich um seine ganze Herde und gerade um die schwachen und die gefährdeten Mitglieder.

 

Ein Hirt, kein Herrscher

 

So soll David Hirt sein und nicht Herrscher, Sorgender nicht Majestät, genauso sollen wir uns sorgen und kümmern. Und das angesichts einer Welt, so wie wir sie erleben? Einer Welt, in der wir manchmal glauben, jetzt ist alles am Ende, nichts geht mehr, oder: Alles ist von uns abhängig.

Da kommt der Hoffnungsruf aus der Lesung: Wir sind ja schon Königskinder. Wir sind bereits aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn sind wir erlöst. Durch ihn können wir als Geschwister das wahre Königreich dieser Welt gestalten.

 

Einsatz für die ohne Hoffnung

 

Der Autor
Werner Fusenig.
Werner Fusenig ist Diakon in St. Marien und Johannes Sassenberg  und Leiter des Altenzentrums St. Josef. | Foto: Michael Bönte

Doch Stopp, da sind die Worte des Evangeliums, die mir sagen: Er hat es nicht geschafft, das ist alles nur ein irdischer Glaube. Das war wohl nichts mit dem Königreich, es gab nur Spott und Hohn. Nein, dann lieber das Kind doch nicht zur Taufe tragen? Irgendwie hält sich doch der unverbrüchliche Glaube, dass das nicht das Ende ist. Ich habe noch kein Elternpaar erlebt, das mir dann sagte: Na, dann lieber doch nicht taufen.

Es ist vielleicht der eine Verbrecher am Kreuz, der uns den Hinweis gibt: Dieser Jesus aber hat nichts Unrechtes getan. Dieser König war kein Machtmensch, der Israel wieder zu einem Großreich machen wollte. Damit hat er so manchen enttäuscht, der mit ihm die Hoffnung auf Größe und Macht verbunden hat.

 

Jesus, der Provokateur

 

Jesus hat von Anfang an Stellung bezogen und deutlich gemacht, wofür er steht, welche Position er in der Geschichte Gottes mit uns Menschen vertritt: Er erneuert die Vorstellung Israels, dass, wer auf Gott schaut und sich an ihn und seine Weisung hält, weit mehr dazu beitragen kann, dass Menschen mit Würde, mit Recht und Ordnung leben können, als es von Menschen geschaffene Systeme je ermöglichen werden.

Gerade mit diesem Vertrauen, mit dieser Festlegung auf den Menschen gerät Jesus allerdings in eine Situation der absoluten Hilflosigkeit, er provoziert Hohn und Spott. Jesus endet am Kreuz. Mit seiner Botschaft und seinem Tun eckt er an, da er Denk-, Handlungs- und Glaubensmuster neu entwarf: Die Ersten sollen diejenigen sein, die anderen Menschen dienen. Wer Gewinn machen will, muss mit möglichst vielen teilen. Die größten Taten geschehen dort, wo sich Menschen füreinander einsetzen.

 

Jesus steht für alle ein

 

Das Kreuz ist die Folge jener Konflikte, die Jesus herauf beschwor, ja herauf beschwören musste, wenn er dieser Ordnung Gültigkeit verschaffen wollte. Er hat sich festgelegt und wurde im wortwörtlichen Sinn auf seine Position festgenagelt.

Das ist ein Fest wert, so paradox das klingen mag: Da gibt es einen, der sich für uns Menschen einsetzt. Da steht einer ein für alle, die bei uns Menschen keine Lobby haben. Da lässt es einer zu, dass sich die Schwachen an ihn hängen. Da setzt sich einer dafür ein, dass Gott und die Menschen einander begegnen können – Gott sei Dank. Dieser König ist es, der mir tatsächlich zusagen kann, dass ich mit ihm im Paradies sein kann, der durch seine Auferstehung uns bereits mit hineingenommen hat. Diesem König des Lebens, diesem Christus, möchte ich folgen.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Christkönigssonntag (Lesejahr C) finden Sie hier.