Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg über das Ende der Welt

Auslegung der Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis (C)

Allmählich neigt sich das Kirchenjahr dem Ende zu, und die Lesungen dieses Sonntags verbreiten Weltuntergangsstimmung. Wie umgehen mit so düsteren Perspektiven? Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg hat eine eigene Sicht.

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Allmählich neigt sich das Kirchenjahr dem Ende zu, und die Lesungen dieses Sonntags verbreiten Weltuntergangsstimmung. Wie umgehen mit so düsteren Perspektiven? Diakon Werner Fusenig aus Sassenberg hat eine eigene Sicht.

Apokalypse jetzt? Gericht! Gerechtigkeit? Hoffnung! Das sind die Schwerpunkte der Texte dieses Sonntags. Das Evangelium sagt, dass es gewaltige Erdbeben geben wird, Hungersnöte und Kriege. Es werden schreckliche Zeichen geschehen. Die zweite Lesung berichtet, dass einige ein unordentliches Leben führen und nicht arbeiten. Die erste Lesung schließlich verheißt, dass denen, die Gottes Namen fürchten, die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird und die Flügel Heilung bringen werden. Die Texte des heutigen Sonntags: zwischen Endzeit und Hoffnung, zwischen Zuspruch und Ermahnung.

 

Bomben, Beben, Bauten

 

Die Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Auf die Realität unseres Alltages übersetzt, könnte man bei den ersten beiden Bildern sagen: Stimmt doch, das zeigen die Nachrichten jeden Tag! Atombomben werden gebaut, Erdbeben und Hurrikane kommen und bringen tausendfaches Leid, und einige wenige Herrscher wollen die Erde unter sich aufteilen. In Deutschland, so wird uns suggeriert, sind diejenigen, die zu faul sind zum Arbeiten, natürlich alles Flüchtlinge. Und dann unsere „Tempel”, Dome und Häuser, mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt. Wir bauen und bauen und können uns das Wohnen in unseren Tempeln schon nicht mehr leis­ten. Profit und Gier sind überall zu spüren.

Ich gehe ein zweites Mal durch die Texte und höre, dass alle, die sich nicht für die Gerechtigkeit einsetzen, verbrennen werden. Dass ich so leben soll, wie es Paulus wohl vorgemacht hat, und dass mich sogar meine Familie verraten wird, wenn ich mich für ihn, Jesus von Nazareth, einsetzen will. Also Drohbotschaft oder Frohbotschaft? Dabei sind die Texte doch so alt und zugleich so aktuell, als wären sie erst heute geschrieben.

 

„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“

 

Als Jugendliche waren wir aktiv im konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, wir wollten die Kirchen dazu aufrufen, wieder ihre Botschaft zu vertreten. Heute ermahnen uns die Jugendlichen von „Fridays for Future” und Papst Franziskus, dass wir uns wieder auf unsere Botschaft besinnen und für Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eintreten.

Da taucht der Satz: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ wieder auf. Er taucht auf gerade gegen diejenigen, die sich als Verlierer fühlen. Vor meinen Augen erscheinen Bilder, als dieser Vers in der dunklen Zeit unseres Staates missbraucht wurde. Aber könnte der Satz nicht auch dazu dienen, uns in den Kirchen etwas zum Nachdenken zu bringen? Vielleicht wäre es gut, wenn alle Seelsorger, manche werden sich nun beim Lesen ärgern, wieder als Handwerker, Fischer, Krankenpfleger, Verkäufer, Sozialarbeiter an der Seite der Menschen stehen würden.

 

Wofür Christen stehen

 

Der Autor
Werner Fusenig.
Werner Fusenig ist Diakon in St. Marien und Johannes Sassenberg  und Leiter des Altenzentrums St. Josef. | Foto: Michael Bönte

Es fällt mir der Vers aus dem Evangelium ins Auge: „Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können” – davon, dass ihr euch für diese Schöpfung eingesetzt habt. Davon, dass ihr ein für alle Mal das System von Macht und Herrschaft beendet habt und den Weg der Umkehr auch als Kirche gegangen seid. Dass Missbrauch nie wieder vorkommt in euren Reihen.

Es wird genug geben, die sich gegen euch stellen. Aber wenn ihr standhaft bleibt und die Hoffnung auf den liebenden und barmherzigen Gott verkündigt und euch davon anstecken lasst, dann werde ich, der Leben spendende Gott, euch Heilung bringen, euch das Brot sein, das euch in eurem Einsatz nährt. So werdet ihr das Leben gewinnen.

 

Weck die tote Christenheit

 

„Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unserer Zeit, brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann“ (Gotteslob Nr. 481): 1741 von Christian David geschrieben, ist das Lied so aktuell wie damals. Wir müssen bei uns anfangen vor der Haustür, hier ganz konkret in unseren Gemeinden, hier in unserer Kirche.

„Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit, dass sie deine Stimme hört, sich zu deinem Wort bekehrt.“ Der Prophet Maleachi ruft uns dies aktuell zu. Wenn wir aus den Texten den Aufruf hören, uns jetzt einzusetzen gegen alle Kriegstreiberei, gegen die Zerstörung der Umwelt, wenn wir bereit sind, mit weniger auszukommen, sodass alle etwas haben, wenn wir also in Jesu Sinn standhaft seine Botschaft leben, dann werden wir das Leben gewinnen, das wirkliche unendliche Leben.

So kann ich am Ende eines jeden Textes dieses Sonntags doch voller Inbrunst sagen: Trostbotschaft unseres liebenden Bruders Jesus Christus.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 33. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.