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Wenn Ihnen die bunte Gewänderpracht im Gottesdienst nicht ganz grün ist, gibt es Grund zur Hoffnung auf Klärung. Schwarz auf Weiß. Kleine Einführung in die katholische Farbenlehre.
Auf weiß folgt grün. So ist es in der Natur, so ist es auch im Kirchenjahr. Während sich der Winter in unseren Breiten nicht so recht entscheiden kann, ob er im weißen Kleid über die Lande ziehen will, haben die Küsterinnen und Küster in den katholischen Kirchen die weißen Gewänder in den Tiefen der Sakristeischränke verstaut und die grünen wieder nach vorn geholt.
Denn ganz gleich, was das Wetter macht: In den Kirchen gab es definitiv weiße Weihnachten. Weiß – das ist die Farbe des Lichts und also dann im Kirchenjahr an der Reihe, wenn es um Jesus Christus geht, den die Bibel das „Licht der Welt“ nennt. Weihnachten und Ostern sind von dieser Couleur, entsprechend die Oster- und die Weihnachtszeit. Aber ebenso Fronleichnam und Christkönig, „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar und „Verkündigung des Herrn“ am 25. März. Sogar der Gründonnerstag, auch wenn er vermeintlich anders klingt und der Palmsonntag vorher und der Karfreitag hinterher von roten Gewändern geprägt sind.
Signalfarbe für das Normale
Jetzt aber gibt es erst einmal grünes Licht für das, was im kirchlichen Kalender „Zeit im Jahreskreis“ genannt wird. Die Festwochen sind vorbei, und in der Tat gilt Grün als Signalfarbe für das „Normale, Unproblematische, Positive, Ordnungsgemäße“, wie das Internetlexikon „wikipedia“ weiß. Es ist also auch liturgisch alles wieder im grünen Bereich. Normalbetrieb.
Dass damit keineswegs Tatenlosigkeit und Langeweile verbunden sind, steckt schon in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „grün“: Im Althochdeutschen nämlich heißt das Verb „gruoen“ soviel wie „wachsen“, „sprießen“, „gedeihen“.
Grünen, wachsen, reifen
Die Farbe ist also zutiefst mit dem verbunden, was in der Schöpfung geschieht – mit Entwicklung, mit Werden, mit Reifen. In der grünen Zeit reift das Jahr, wächst Tag um Tag und wir mit ihm und werden nicht nur immer älter, sondern möglichst auch reifer in Glaube und Leben.
Auch das kann also im grünen Gottesdienst mitschwingen. Allmählich und immer mehr werden wir uns dabei selber grün, wie wir sagen, wenn uns etwas vertraut und für gut befunden ist. Im Unterschied zu dem, was uns partout quer geht – das uns eben nicht grün ist.
Schwarze Fastenzeit in Mailand
Im Mittelalter übrigens war das Farbenspiel im Gottesdienst regional ganz unterschiedlich. Im germanischen Raum galt beispielsweise Rot meist als die Festfarbe schlechthin, während es andernorts Weiß war. Nach dem Konzil von Trient und der Herausgabe des Römischen Messbuchs von 1570 wurde die Sache einheitlicher. Bis heute allerdings werden zum Beispiel im Erzbistum Mailand schwarze Gewänder während der Wochentage in der Fastenzeit getragen, während sie überall sonst für gewöhnlich violett sind.
Bis es soweit ist – genau gesagt an Aschermittwoch am 1. März – und seitdem also die Weihnachtszeit am vergangenen Sonntag mit dem Fest der Taufe des Herrn abgeschlossen ist, prägen die grünen Wochen die „Zeit im Jahreskreis“. Ein kräftiges Hoffnungssignal steht so am Anfang.
„Grün hinter den Ohren“ hingegen ist jemand, der noch keine Ahnung von etwas hat und bis auf Weiteres ein „Greenhorn“ bleibt. Bezogen auf die liturgischen Farben kann davon nach der Lektüre dieses Artikels zweifellos keine Rede mehr sein.