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Eine zeitnahe Klärung des von Kardinal Woelki angebotenen Rücktritts ist für alle Beteiligten dringend notwendig, meint „Kirche+Leben“-Chefredakteurin Annette Saal in ihrem Kommentar.
Die Erwartungshaltung war groß. Vielleicht zu groß. Wie würde sich die Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki gestalten? Und wie würde es weitergehen im Erzbistum Köln?
Nun ist er zurück. Und noch immer gibt es keine Antwort auf die entscheidende Frage. Wird er bleiben oder wird er gehen?
Zustimmung für Rücktrittsangebot Woelkis
Dass Kardinal Woelki Papst Franziskus den Rücktritt angeboten hat, ist im Erzbistum überwiegend mit Zustimmung aufgenommen worden. Es war wohl auch die richtige Entscheidung in dem festgefahrenen Zustand. Was jedoch neue Unsicherheiten bringt, ist die Mitteilung, dass über das Rücktritts-Angebot „zu gegebener Zeit“ entschieden wird.
Zu gegebener Zeit – das ist eine völlig offene Formulierung: nächste Woche, kommenden Monat, in einem Jahr? Eine Entscheidung während Woelkis Auszeit wäre sicher für alle Seiten hilfreich gewesen, um endlich klären zu können, wie es in Köln weitergehen kann.
Zähes Ringen geht weiter
Stattdessen wird das zähe Ringen nach den fünf Monaten Auszeit des Kardinals weitergehen. Die Nerven liegen blank, die Zahlen der Kirchenaustritte im Erzbistum sprechen seit langem eine beredte Sprache.
Mit seinem „persönlichen Brief“ zu Aschermittwoch will Woelki offensichtlich einen neuen Anfang setzen. Darin ist die Rede von „Versäumnissen, den Fehlern und der Schuld in meinem Leben“. Wörtlich heißt es: „Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastete Zeit ist. Und ich weiß und es schmerzt mich, dass auch ich für diese Situation Verantwortung trage.“
Gläubige noch für Gespräche bereit?
Das ist ein Gesprächsangebot. Fraglich ist, ob die Gläubigen noch darauf eingehen können und wollen – oder ob die Zeit dafür einfach verstrichen ist. Denn die Vertrauenskrise im Erzbistum Köln ist riesengroß.
Der oberste Vertreter der katholischen Laien im Erzbistum Köln, Tim Kurzbach, hat die derzeitige Situation treffend als „völlig diffus“ beschrieben. Ob es gelingt, den Gesprächsfaden nun wieder aufzunehmen, ist aus jetziger Sicht eher zweifelhaft.
Eine wie immer geartete Entscheidung aus dem Vatikan – zu einer Zeit, die gegeben war – hätte dazu führen können, den unglückseligen Schwebezustand im Erzbistum zu klären.