Zum Auftakt der Herbstvollversammlung in Wiesbaden

Bätzing zum Missbrauchsfall Hengsbach: „Alles muss auf den Tisch“

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Schonungslose Aufklärung fordert Bischof Georg Bätzing im Fall Hengsbach. Zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe nannte der Vorsitzende außerdem die Situation von Flüchtlingen, Entschädigungen für Betroffene und die Weltsynode als Themen des Treffens in Wiesbaden.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht nach den Enthüllungen über den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach die katholische Kirche insgesamt in einer sehr schwierigen Situation. „Alles muss auf den Tisch. Die Wahrheit muss auf den Tisch. Nur so werden die Betroffenen zu ihrem Recht kommen“, sagte der Limburger Bischof am Montag in Wiesbaden zum Auftakt der Herbstvollversammlung der Bischöfe.

Dem 1991 verstorbenen Hengsbach wird bislang Missbrauch in zwei Fällen in den 1950er und 1960er Jahren vorgeworfen. Das Bistum Essen und das Erzbistum Paderborn, aus dem Hengsbach stammt, veröffentlichten vorige Woche die Anschuldigungen, die aus den Jahren 2022 und 2011 stammen. Offensichtlich hätten sich nun weitere Betroffene gemeldet, sagte Bätzing. „Das heißt ja immer, dass sich die Vorwürfe erhärten.“

Bätzing: Gründerbischof stürzt von hohem Sockel

Dass es die Vorwürfe gegen den „von den Menschen hochgeschätzten“ und mit Statuen und Plätzen geehrten Kardinal Hengsbach gebe, sei eine neue Qualität, sagte der Konferenzvorsitzende. „Die Verunsicherung für Gläubige in diesem Bistum – wenn man sieht, auf welch hohem Sockel dieser Mann stand als Gründerbischof und dann stürzt – ist ja mit nichts zu vergleichen“, so Bätzing.

„Das sind ja Generationen von Menschen, die dort geprägt wurden und dann enttäuscht werden durch ein verbrecherisches Verhalten eines solchen Bischofs – das hat für mich eine Qualität, die wir bisher nicht hatten.“

Bätzing will an Entschädigung festhalten

Bätzing machte deutlich, dass er das bestehende kirchliche System der freiwilligen Entschädigungszahlungen für Missbrauchsopfer weiterhin für geeignet hält. Allerdings sei durch ein Urteil des Landgerichts Köln zu Schmerzensgeldzahlungen für einen Betroffenen eine neue Situation entstanden. Das Landgericht Köln hatte im Juni das Erzbistum Köln zur Zahlung von 300.000 Euro an den ehemaligen Ministranten Georg Menne verurteilt.

Vor rund einer Woche hatte der Betroffenenbeirat bei der Bischofskonferenz die Bischöfe aufgefordert, das Entschädigungssystem zu reformieren. Sie müssten Rahmenbedingungen schaffen, die Zivilklagen von Betroffenen unnötig machten. Bätzing sagte nun, das bestehende System biete viele Chancen, weil es sich an Urteilen der Gerichte orientiere, Widerspruchsmöglichkeiten für Betroffene biete und es zugleich ermögliche, Fälle ganz neu aufzurollen.

Rote Linie zwischen Kirche und AfD

Der Limburger Bischof zog erneut einen klaren Trennungsstrich zwischen Kirche und AfD. Ein Engagement in Kirche und AfD sei unvereinbar, sagte er. Das passe mit Blick auf das christliche Menschenbild nicht zusammen.

Bätzing bezeichnete Teile des AfD-Personals und deren Positionen als fremdenfeindlich und extremistisch. Menschenverachtende oder demokratiefeindliche Positionen müsse die Kirche brandmarken. Ihre Aufgabe sei es, sich für ein weltoffenes, Europa zugewandtes und demokratisches Deutschland einzusetzen, so der Limburger Bischof. Zugleich müssten aber Probleme im Land und in der Demokratie deutlich benannt werden. Die Kirche und insbesondere die Caritas sähen sich in der Rolle, die Not von Menschen sichtbar und hörbar zu machen. Jeder Wähler müsse dann für seine Wahlentscheidung Verantwortung übernehmen.

Bätzing: Willkommenskultur weiterhin wichtig

Bätzing warnte angesichts wachsender Flüchtlingszahlen vor Abschottung. „Willkommenskultur hat sich nicht erledigt“, sagte er. Es gelte, neu dafür zu werben, „dass die Fremden, die in unser Land kommen, nicht als Gefährdung oder Bedrohung angesehen werden“.

Vielmehr sei es notwendig, „dass wir die Menschen sehen, die aus ihrer Not heraus an unsere Tür klopfen“, so Bätzing. „Und für Christinnen und Christen ist es Pflicht, ihnen die Türen und die Herzen zu öffnen“, fügte er hinzu.

Die DBK-Herbstvollversammlung

Bis Donnerstag tagt die Bischofskonferenz in Wiesbaden-Naurod – eine Woche vor Beginn der in Rom tagenden Weltsynode. Die Vollversammlung der insgesamt 65 Diözesan- und Weihbischöfe startet mit einem Eröffnungsgottesdienst in der Wiesbadener Kirche St. Bonifatius. Vor dem um 18.30 beginnenden Eröffnungsgottesdienst wollten Frauenverbände, Reformgruppen und Betroffenen-Initiativen mit einer Mahnwache für ihre Forderungen demonstrieren.

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