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In einem Interview äußert sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zur Aufarbeitung des Missbrauchs, zum Problem des Kölner Kardinals Woelki und einem Fehler Benedikts XVI.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dankt den Medien für ihre Rolle bei der Aufklärung sexualisierter Gewalt in der Kirche. „Wir haben ja nicht aus freien Stücken und Selbsterkenntnis angefangen aufzuarbeiten, sondern auf Druck der Betroffenen“, sagte der Limburger Bischof der Wochenzeitung „Zeit“.
Betroffene seien zu Journalisten gegangen, die sich an ihre Seite stellten: „Dafür bin ich dankbar“, so Bätzing.
„Problem mit unkontrollierter Macht“
Der Bischof räumte ein, in der katholischen Kirche gebe es „ein Problem mit unkontrollierter Macht“. Geistliche und weltliche Autorität seien intransparent, das passe nicht mehr in die Zeit. Er forderte die „Kontrolle aller, die Macht ausüben“.
Zudem bot er an, die Aufarbeitung der kirchlichen Verbrechen vollständig aus der Hand zu geben: „Falls der Staat noch übernehmen will: Bitte! Ich bin dabei.“
„Woelki hat Akzeptanz der Menschen verloren“
Den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verteidigte Bätzing. Woelki habe „wohl keine gravierenden Fehler gemacht im Umgang mit dem Missbrauch. Ich glaube auch nicht, dass er wissentlich einen Meineid geleistet hat. Alle Versuche, ihn gerichtlich zu belangen, haben etwas Unwürdiges.“ Das Problem des Kardinals sei, dass er die Akzeptanz der Menschen verloren habe.
Zu Konflikten mit dem Vatikan sagte Bätzing, er scheue sich nicht, Papst Franziskus zu kritisieren: „Er ist mein Bruder im Bischofsamt.“ Die Katholiken in Deutschland seien in Sorge um ihre Kirche: „Darüber muss man angstfrei mit dem Papst reden.“
Kritik an fehlender Entschuldigung Benedikts XVI.
Er unterstütze den Papst „zu 100 Prozent“, sagte der Bischof. Franziskus könne aber nicht einfach absegnen, was die Deutsche Bischofskonferenz wolle, sondern müsse die „Weltkirche einen“. Bätzing: „Aber bei uns zu Hause ist der Druck so groß, wir brauchen Lösungen und letztlich eine Veränderung der Lehre.“
Der Limburger Bischof kritisierte auch den verstorbenen Papst Benedikt XVI.: „Ich wünschte, dass Joseph Ratzinger über seine Zeit als Münchner Erzbischof gesagt hätte: Ich trug damals Verantwortung, mir ist egal, ob ich in einer bestimmten Sitzung war. Ich entschuldige mich für das, was den Opfern durch die Versetzung eines Missbrauchstäters angetan wurde. Punkt.“ Das hätte Ratzingers Autorität gestärkt.