ZdK-Präsidentin vermisst Empathie in der Erklärung

Benedikt XVI.: Betroffenen fehlt persönliche Verantwortungsübernahme

  • Die Erklärung Benedikts XVI. zu Missbrauch stößt beim Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz auf Kritik.
  • Johannes Norpoth vermisst in dem Schreiben die „persönliche Verantwortungsübernahme“.
  • Auch ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp äußerte sich kritisch.

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Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, kritisiert die neue Erklärung des früheren Papstes Benedikt XVI. zum Umgang mit Missbrauch. Dass er dabei auch um Verzeihung bitte, sei zwar grundsätzlich gut, sagte Norpoth am Dienstagabend dem Kölner katholischen Internetportal domradio.de, aber „es kommt natürlich deutlich zu spät“.

Norpoth sagte weiter: „Das Problem ist aber: Entschuldigt er sich für seine eigenen Fehler oder ist mal wieder das System das Problem?“ So habe man es auch bei anderen Bischöfen schon gehört. Der Ex-Papst rücke „weniger sein eigenes Handeln und damit seine vermeintlichen eigenen Unzulänglichkeiten und Fehler in den Fokus“, sondern sehe sich als Verantwortungsträger in der Pflicht, „sich für die Dinge, die andere Menschen in diesem System gemacht haben, verantwortlich zu erklären“.

Persönliche Verantwortungsübernahme fehlt

Das habe eine Form von politischer Verantwortung, fügte der Betroffenenvertreter hinzu: „Persönliche Verantwortungsübernahme hört sich für mich anders an. Das würde in dem Kontext bedeuten, dass Formulierungen wie ‚Ich habe Schuld auf mich geladen‘ kommen und alle anderen Dinge erst mal zurückstehen.“

Das aber, so Norpoth weiter, sei ein grundsätzliches Problem seit vielen Jahren in der Kirche: "Es wird sich immer grundsätzlich für das System entschuldigt, aber nie für die eigene Unzulänglichkeit, für die eigenen Fehler."

Berater sollen im Zweifel schweigen

Als „fast wahnwitzig“ bezeichnete Norpoth die immer neuen Erklärungen einer „Heerschar von Beratern“ für die falsche Aussage, Benedikt XVI. sei bei einer wichtigen Sitzung 1980 nicht dabei gewesen: „Mir wäre lieber gewesen, sie hätten schlicht und ergreifend zu diesem Thema geschwiegen, dann wird es nicht noch schlimmer. Jede Erklärung, die jetzt kommt in genau diesem Rahmen und diesem Duktus, macht das Ganze ja eigentlich noch schlimmer.“

Auf die Frage, was er sich als Betroffener persönlich gewünscht hätte von Benedikt XVI., antwortete Norpoth: „Am Ende tatsächlich tätige Reue, ein Zeichen setzen.“ Ein solches könne sein, das weiße Papstgewand abzulegen und sich auf eine Position als Kardinal oder als einfacher Priester zurückzuziehen. Benedikt XVI. tue sich selbst und der Kirche keinen Gefallen, wenn er so wie bisher weiter mache „und am Ende sein eigenes Lebenswerk auch selber demontiert. Und ich glaube, das muss in dieser Form und dieser Art und Weise nicht sein. Und es wäre auch ein eindeutiges Zeichen für die Betroffenen.“

ZdK-Präsidentin fehlt die Empathie

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) hält die Bitte um Entschuldigung des früheren Papstes Benedikt XVI. für nicht ausreichend. Er bleibe „relativ allgemein“, sagte Irme Stetter-Karp den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Die Empathie gegenüber den Betroffenen fehlt.“

In seinem Schuldbekenntnis gehe „der Blick nicht zu den Brüdern und Schwestern und den Betroffenen“, fügte die Präsidentin des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus hinzu: „Deshalb: Die zweite Reaktion von Papst Benedikt überzeugt leider nicht.“

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