Auch Einsatzbereitschaft für Flüchtlinge ist hoch

Bertelsmann-Studie: Religiöse Menschen spendenbereiter und engagierter

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Ist der Gläubige wirklich ein besserer Mensch? Der neue Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung legt diesen Schluss zumindest nahe. Doch auch anderswo gibt es große Solidarität.

Religiöse Menschen sind laut einer Umfrage spendenfreudiger als andere. So spendeten im Jahr 2022 rund 71 Prozent der Christen und 69 Prozent der Muslime für wohltätige Zwecke - im Vergleich zu 59 Prozent ohne Religionszugehörigkeit. Das geht aus dem aktuellen Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung hervor, der der „Zeit“ (Donnerstag) vorliegt.

Auch die Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, ist demnach groß. Allerdings lasse sich hier eine Bevorzugung von Schutzsuchenden der eigenen Religion ablesen. So gaben 82 Prozent der Christen an, vor allem Ukrainern helfen zu wollen, 88 Prozent der Muslime würden vor allem Syrer unterstützen.

Viele Religiöse engagieren sich ehrenamtlich

Ehrenamtlich engagieren sich unter religiös gebundenen Menschen den Angaben zufolge 31 Prozent, fast doppelt so viele wie unter den Nichtreligiösen (17 Prozent). Dabei sei für religiös orientierte Menschen die ehrenamtliche Arbeit von Natur aus näherliegend, schreibt Studienleiterin Yasemin El-Menouar in der „Zeit“. „Religiöse Gemeinden bieten niedrigschwellig und ganz selbstverständlich die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren.“

Religionen wirkten sich oft positiver auf die Gesellschaft aus als gedacht, so El-Menouar. „Man kann sagen: Der Glaube fördert solidarisches Verhalten.“ Zugleich warnte die Islamwissenschaftlerin davor, dass in einer zunehmend säkularen Gesellschaft die Vorbehalte gegen Religionen im Allgemeinen, aber auch gegen religiöse Gruppen verstärkt werden könnten.

Hohes Maß an Solidarität in der Gesellschaft

So handelten Debatten über Religionen - insbesondere den Islam - zumeist noch von Problemen, sagte El-Menouar. „Gelungene Beispiele für Religiosität und erfolgreiche (inter-)religiöse Initiativen müssen stärker sichtbar werden, damit negative Stereotype über Religion aufbrechen.“ Dadurch könne antidemokratischen Bestrebungen entgegengewirkt sowie der Zusammenhalt gestärkt werden.

Generell zeige die Befragung ein hohes Maß an Solidarität in der deutschen Gesellschaft, hieß es. Dies gelte besonders für Krisensituationen. So gaben 73 Prozent der Befragten an, bei einer Flutkatastrophe wie der im Ahrtal wieder spenden zu wollen. 63 Prozent würden auch bei einem Erdbeben in einem anderen Land wie in der Türkei oder Syrien spenden. Auch hier liege die Spendenbereitschaft bei religiösen Menschen jeweils etwa 10 Prozentpunkte höher.

Für den Religionsmonitor wurden den Angaben zufolge knapp 11.000 repräsentativ ausgewählte Menschen in Deutschland befragt. Die vollständige Studie veröffentlicht die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag.

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