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Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat bekannt, Angst vor dem Tod und dem Sterben zu haben. Bei einem Geistlichen Abend zur Fastenzeit im Münsteraner Dom verriet er zudem, was für ihn der schlimmste Satz in der Bibel ist.
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat bekannt, Angst vor dem Tod und dem Sterben zu haben. In einer Predigt im Münsteraner Dom gestand er: „Fürchterlich sterben zu müssen, ist etwas, das mir Angst macht.“ Der Bischof sprach im Rahmen der Geistlichen Abende zur Fastenzeit, die sich in diesem Jahr mit dem Vaterunser beschäftigen.
Wilmers Thema war die Bitte um das tägliche Brot. „Hunger verlangt nach Brot, aber so hungrig sind wir körperlich gar nicht“, betonte der Bischof. „Es geht um den existenziellen Hunger nach dem Brot, das uns gereicht wird, wenn wir in der Not der Angst sind.“ Die deutsche Gesellschaft sei trotz großen Wohlstands von Ängsten geprägt: „Es ist die Angst, man könnte in einem Moment alles verlieren, mittellos, blank, nackt und gescheitert da stehen“, erläuterte Wilmer.
Der schlimmste Satz der Bibel
Jesus selbst sei am Kreuz verspottet und verhöhnt worden und habe sich in größter Verlassenheit auf Psalm 22 besonnen, den er sich für den schlimmsten Moment seines Lebens aufbewahrt habe: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Die Spötter aber schauten ihm laut Matthäus-Evangelium beim Verrecken mit der Einstellung zu: „Er hat auf Gott vertraut; der soll ihn jetzt befreien, wenn er ihn denn liebt.“ Für Wilmer ist das „der schlimmste Satz, der sich in der Bibel findet“.
Gott habe Adam und Eva die Freiheit geben, die jeder Mensch erfahre. „Aber die Freiheit zu wählen, lässt uns taumeln“, mahnte der Bischof. „Aus Angst, das Falsche zu tun, tun wir das Falsche. Das ist der Beginn der Ursünde.“ Angst mache unfrei. Die Frage sei, wie man mit der Angst leben und sie annehmen könne. Jesus habe in seiner Angst am Kreuz die Methode angewandt, zurückzugehen bis an den Ursprung des Lebens, an alles zu denken, was war, und sich alle Ereignisse einzuprägen.
Was hilft bei Lebensentscheidungen?
„In der Erinnerung liegt Erlösung“, unterstrich Wilmer. „Sie ist auch das tägliche Brot, das wir in der Not brauchen.“ Ein anderes Kriterium für große Lebensentscheidungen sei die Frage, wie man selbst wachsen und auch andere wachsen lassen könne – unter anderem an Reife, Weisheit und innerer Schönheit. „Jesus wächst in seinen letzten Stunden in Gott hinein, um angesichts der Not das tägliche Brot zu bekommen“, sagte der Bischof. „Gott hat auf sein Schreien gehört.“