Warnung beim „Abend der Caritas“ in Stapelfeld

Caritasdirektor Gerhard Tepe: Sparen im Sozialbereich wird sich rächen

  • Der oldenburgische Landes-Caritasdirektor Gerhard Tepe warnt vor falschen Kriterien beim Sparkurs von Kostenträgern der Politik.
  • Der ausschließliche Blick auf den Preis werde sich irgendwann rächen, sagte er beim diesjährigen „Abend der Caritas“.
  • Festredner Professor Heinz Bude aus Kassel rief die Verantwortlichen dazu auf, sich früh auf unabwendbare Veränderungen, etwa beim Klima, vorzubereiten.

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Der oldenburgische Landes-Caritasdirektor Gerhard Tepe hat davor gewarnt, bei politischen Entscheidungen über Budgets und Entgelte für soziale Dienstleistungen allein nach dem jeweils billigsten Angebot zu suchen. „Man kann am Sozialen sparen. Aber das wird sich irgendwann rächen“, sagte er am Dienstag, 13. Juni, beim „Abend der Caritas“ in der Katholischen Akademie Stapelfeld in Cloppenburg.

Tepe wörtlich: „Man kann auf das Geld schauen und Anbietern den Zuschlag geben, die heute auf den Markt kommen und übermorgen wieder weg sind. Ob das langfristig klug ist, wage ich zu bezweifeln.“

Vor rund 100 geladenen Zuhörerinnen und Zuhörern, darunter zahlreiche Kommunalpolitikerinnen und -politiker aus dem Oldenburger Land, hob Tepe den Einsatz und die besonderen Vorteile der Caritas und ihrer Angebote hervor. So etwa das unterstützende System der Ehrenamtlichen, „die nach wie vor für Kirche und Caritas unterwegs sind und die im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar sind“.

Caritasdirektor Tepe: Caritas bietet ein Sinn-System

Weiterer Vorteil der Caritas: Sie biete ein „Sinn-System als Hintergrund sowohl für freiwillig Tätige als auch für beruflich Mitarbeitende“.  Zudem fließe über wohltätige Stiftungen allein der oldenburgischen Caritas rund eine halbe Million Euro an Menschen in Not. „Auch solche Faktoren sollten eine Rolle spielen, wenn über Budgets, Entgelte und anderes verhandelt wird“, erklärte Tepe dazu.

Vielleicht wäre der Abbau „einer an vielen Stellen grundgelegten Misstrauenskultur zugunsten einer Vertrauenskultur wichtig“, lautet dabei ein Wunsch des Landes-Caritasdirektors. Das könne zum einen dazu beitragen, Bürokratie abzubauen und zum anderen dazu, Arbeitsfelder im Gesundheits- und Sozialwesen wieder attraktiver zu gestalten, gerade im Hinblick auf Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel. Das sei wichtig. Denn, so Tepe: „Dieser Mangel führt zu für uns alle neuen, fast will ich sagen bedrohlichen Situationen“, zum Beispiel in der Altenpflege und im System der Krankenhäuser.

Professor Bude: früh passende Antworten auf Veränderungen suchen

Professor Heinz Bude aus Kassel bei seinem Vortrag. | Foto: Michael Rottmann
Professor Heinz Bude aus Kassel bei seinem Vortrag. | Foto: Michael Rottmann

Mit ihrem jährlichen „Abend der Caritas“ bringt der oldenburgische Landes-Caritasverband (LCV) Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Kommunalpolitik, der Kirche und Caritas-Experten zusammen. Zu dem Treffen gehört immer auch ein Festvortrag. In diesem Jahr sprach dabei der Makrosoziologe Professor Heinz Bude aus Kassel zum Thema „Europa und das Oldenburger Land 2030: Was kommt auf uns zu?“

Bude rief darin unter anderem dazu auf, sich den kommenden Veränderungen frühzeitig zu stellen. Etwa der Erderwärmung um zwei Grad, die nach seiner Ansicht nicht mehr aufzuhalten ist. Deshalb komme es darauf an, besser heute als morgen nach Antworten und richtigen Maßnahmen zu suchen, um die Veränderungen zu bewältigen. Die Kirche kann nach seiner Ansicht eine wichtige Rolle spielen, die Bude „Statthalterin der Einheit in der Welt“ nennt. Katholik Bude erklärte dazu: „Wir müssen einander versprechen, dass wir alles dafür tun, dass sie diese Funktion behält.“

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