Themenwoche „Gemeindefinanzen“ (3) - aus Ahaus

Diese Verwaltung hat Finanzen von elf Pfarreien und 52 Kitas im Blick

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Wer etwas für die Verwendung des Kirchenvermögens in den Pfarreien wissen möchte, kann sich im NRW-Teil des Bistums Münster an die Zentralrendanturen wenden. „Kirche-und-Leben.de“ hat die Zentralrendantur in Ahaus besucht, um zu erfahren, wie mit dem Geld der Kirchensteuerzahler umgegangen wird.

In den vergangenen Wochen lag der Haushaltsplan der Zentralrendantur Ahaus-Vreden zur Einsichtnahme aus, um Interessierten einen unkomplizierten Einblick in ein Haushaltsjahr dieser kirchlichen Verwaltungsstelle zu geben. „Das Interesse war sehr überschaubar. Ein Haushaltsplan ist eben nicht leicht zu lesen“, sagt Heinz Gewering, der Leiter der Zentralrendantur.

Kirche und Geld seien zwar ein Dauerthema, aber was in den Haushaltsplänen der Pfarreien an Einnahmen und Ausgaben festgehalten und dokumentiert werde, stoße doch nur selten auf Neugier. „Gelegentlich kommen kirchliche Gruppen oder der Pfarreirat auf uns zu, den Haushaltsplan zu erläutern, was wir gern tun. Eine große Diskussion über die Verwendung des Kirchengeldes vor Ort findet aber kaum statt“, sagt Gewering.

Gute Zusammenarbeit mit Kirchenvorständen

Der Verwaltungschef hat in seiner mehr als 30-jährigen Tätigkeit mehr als 500 Haushaltspläne der Gemeinden und der Pfarreien durchforstet und an deren Erstellung mitgewirkt. Nach mehreren Gemeindezusammenführungen sind es jetzt elf Pfarreien im westlichen Münsterland, für die die Zentralrendantur die Haushaltspläne erstellt und das Kirchenvermögen verwaltet.

„Die Zusammenarbeit mit den Kirchenvorständen läuft sehr gut. Die Haushalte werden durch den Haushaltsbeauftragten gemeinsam mit der Zentralrendantur im Entwurf aufgestellt und anschließend in den Kirchenvorstand eingebracht. Änderungen während der Beratungen in den Kirchenvorstands-Sitzungen sind eher seltener“, sagt der erfahrene Verwaltungsleiter.

52 Kitas im Dekanat Ahaus und Vreden

Auf den Schreibtischen der rund 30 Mitarbeitenden in der Zentralrendantur mit ihren Referaten Finanzen, Investitionen, Personal und Liegenschaften liegt viel Verantwortung: In die Zuständigkeit des Referates „Finanzen“ fällt neben der gesamten Finanzwirtschaft die Abwicklung aller Einnahmen und Ausgaben für die 52 Tageseinrichtungen für Kinder im Dekanat Ahaus-Vreden. Dazu gehört auch die Aufstellung des Haushaltsplans für jede Kita, die Erstellung der Haushaltsrechnung, die Verwaltung der Rücklagen und die Anträge auf Finanzierung beim Land und bei den Kommunen.

Wie Referatsleiterin Gabriele Dennemann erklärt, liegt der Umsatz der 52 Kitas insgesamt bei rund 40 Millionen Euro. In den Kitas arbeiteten rund 1200 Erzieherinnen und Erzieher. Der Kita-Bereich mache rund 70 Prozent der Arbeit in der Zentralrendantur aus.

Beratung von 1.509 Beschäftigten

Das Team des Referats „Personal“ betreut und berät in den elf Pfarreien aktuell 1.509 haupt- und ehrenamtlich beschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in allen arbeits- und besoldungstechnischen Fragen. Hinzu kommt die Ausarbeitung von Arbeitsverträgen und die laufende Personalsachbearbeitung und Aktenführung im Arbeitsverhältnis.

Bei der Verwaltung des Kirchenvermögens gibt es für Gewering kein Versteckspiel: „Wir gehen mit den Informationen des Haushaltsplans – dazu zählen Einnahmen und Ausgaben, aber auch Anlagen wie Stellenplan und Liegenschaftsübersicht – maximal transparent um.“

Pfarreien haushalten mit weniger Geld

Die Sitzungen des Kirchenvorstands seien zwar nicht-öffentlich, „da viele Informationen genannt werden, die den datenschutzrechtlichen Bestimmungen unterliegen“. Der Finanzbereich aber mit Haushaltsplan und Haushaltsrechnung sei durch die verpflichtende Offenlegung „komplett transparent“.

Die aktuellen Haushaltspläne aller Pfarreien werden die steigende Inflation, die stark steigenden Personalkosten durch hohe Tarifabschlüsse und die gestiegenen Energiekosten auffangen müssen – und das bei zurückgehenden Schlüsselzuweisungen. „Wir reagieren darauf, in dem wir die Sachkosten und die Personalstellen überprüfen. Die Pfarreien erarbeiten Immobilienkonzepte, was auch die Trennung von Liegenschaften und Gebäuden bedeuten kann“, sagt Gewering.

Griff in die Rücklagen

Die Haushalte der Pfarreien wiesen 2023 in der Regel noch ein Plus aus. Allerdings seien die Überschüsse deutlich zurückgegangen beziehungsweise kaum noch vorhanden. „Wenn die Haushalte ins Minus abrutschen, und das ist absehbar, werden die Pfarreien noch wenige Jahre von der allgemeinen Rücklage leben können. In dieser Zeit müssen die Sparkonzepte greifen, sonst geht es in ein strukturelles Minus, und man kann die Haushalte dauerhaft nicht mehr ausgleichen.“

Auf die Zentralrendanturen wird künftig mehr Arbeit zukommen, meint Gewering. Festzustellen sei leider eine geringere Bereitschaft, ein kirchliches Ehrenamt zu übernehmen. Die in vielen Bereichen gestiegenen Regulierungen führten zu Mehrarbeit, die kaum noch von freiwillig Engagierten zu leisten sei. „Zum Beispiel hat sich der Bereich der Verwaltung und Finanzierung der Tageseinrichtungen für Kinder – kurz KiBiz – in den letzten Jahren zu einem bürokratischen Monster entwickelt.“

Zentralrendantur als Begleiter der Pastoralen Räume

Hinsichtlich der neuen Pastoralen Räume, mit denen das Bistum Münster die Zusammenarbeit der Pfarreien fördern will, sieht Gewering die Zentralrendanturen gut aufgestellt: „Die Bistumsleitung legt großen Wert auf Partizipation.“ Einige Zentralrendantur-Leiter seien in den verschiedenen Themengruppen auf Bistums-Ebene berufen worden und arbeiten dort „mit Leidenschaft und großer Motivation an den Strukturveränderungen mit“.

Zentralrendantur Ahaus-Vreden
27 hauptamtliche Mitarbeitende und zwei Ausbildende sind in der Zentralrendantur Ahaus-Vreden tätig. Sie sind Dienstleister für die elf Pfarreien in den Orten Ahaus, Gronau, Vreden, Legden, Heek, Südlohn, Schöppingen und Stadtlohn, in denen zusammen rund 108.000 Katholiken leben. Die Zentralrendantur übernimmt die Verwaltungsaufgaben der Pfarreien und deren Einrichtungen. Dazu zählen 52 Tageseinrichtungen für Kinder, die Büchereien, Pfarr- und Jugendheime, Altentagesstätten und Friedhöfe. Tätig ist die Zentralrendantur in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Personalverwaltung, Liegenschaftsverwaltung, Betreuung von Investitionsmaßnahmen, Friedhofsverwaltung, Versicherungswesen und weiterer Verwaltungsbereiche. Das Referat „Finanzen“ der Zentralrendantur beispielsweise wickelt sämtliche Einnahmen und Ausgaben der Pfarreien ab. Dort werden in Abstimmung mit den Kirchenvorständen und Verwaltungsreferenten die Haushaltspläne aufgestellt. Die Erstellung der Haushaltsrechnung, die Verwaltung des Vermögens der Pfarreien und die Abrechnung der großen Kollekten wie Adveniat und Misereor werden ebenfalls durch das Referat abgewickelt.

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