Themenwoche „Gemeindefinanzen“ (2)

Wie eine Pfarrgemeinde Millionen bewegt - das Beispiel Cloppenburg

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Ob reich oder arm – eine solide Finanzierung ist wichtig, damit das Gemeindeleben funktionieren kann. In dieser Woche widmen wir uns den „Gemeindefinanzen“ aus verschiedenen Perspektiven. Im zweiten Teil der Serie schauen wir in die Pfarrei St. Andreas Cloppenburg.

Gut 350 Grundstücke besitzt die Gemeinde St. Andreas Cloppenburg. Im Jahr nimmt sie rund 400.000 Euro aus Mieten und Erbpacht ein. Aber es bringt ihr keinen Vorteil gegenüber anderen Pfarrgemeinden.

Für eine Gemeinde ihrer Größe – 14.000 Katholiken – überweist das Bischöfliche Offizialat in Vechta eigentlich 1,2 Millionen Euro aus Kirchensteuern für den alltäglichen Bedarf. Diesen Betrag kürzt die Behörde bei so viel eigenen Einnahmen aber sofort. Im Haushaltsjahr kommen bei Hermann Schröer also nur rund 800.000 Euro aus Kirchensteuern an. Es bleibt insgesamt bei 1,2 Millionen Euro.

Reichtum in Cloppenburg ist Fehlanzeige

Trotz so viel Eigentum: Reich, gar reicher als andere Gemeinden, ist St. Andreas also nicht. Hermann Schröer schüttelt über solche Vorstellungen nur den Kopf.

Schröer verwaltet als ehrenamtlicher Vorsitzender des Kirchenausschusses die Finanzen von St. Andreas, stellt Haushaltspläne auf, ist Dienstvorgesetzter der kirchlichen Angestellten, überwacht die Gebäudesubstanz der Kirchen und anderen Gebäuden.

Pfarrei läuft wie ein Wirtschaftsbetrieb

Als langjähriger Stiftungschef und Geschäftsführer katholischer Altenheime kennt Hermann Schröer sich mit Finanzen gut aus. Im Grunde, sagt er, werde auch eine Pfarrgemeinde wie ein Wirtschaftsbetrieb geführt, der mit seinen Einnahmen die notwendigen Ausgaben decken muss.

Zum Beispiel die Personalkosten. Ausgaben etwa für drei Küster, zwei Pfarrsekretärinnen, den Hausmeister, die beiden Rechnungsführerinnen, den Kirchenmusiker und die Honorarorganisten. Rund 560.000 Euro gibt die Gemeinde dafür aus, 50 Prozent ihrer Einnahmen. Diese Kosten sind komplett durch Kirchensteuern gedeckt.

Energiekosten werden zum Problem

Hermann Schröer ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Kirchenausschusses in St. Andreas Cloppenburg und verwaltet deren Finanzen. | Foto: Michael Rottmann
Hermann Schröer ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Kirchenausschusses in St. Andreas Cloppenburg und verwaltet deren Finanzen. | Foto: Michael Rottmann

Bezahlen muss die Gemeinde auch Heizung und Strom. Dafür zahlt das Offizialat aber nur die Hälfte der Kosten des Vorjahres. Schröer kann dieses Jahr also über 21.000 Euro verfügen, rechnet aber mit mindestens 45.000 Euro tatsächlichen Kosten. Die Lücke soll die Gemeinde durch Kollekten im Gottesdienst schließen, „für die Aufgaben der Gemeinde“, wie es dann heißt. Das klappt aber nicht, weiß Schröer schon jetzt: „Die Einnahmen aus Kollekten sind stark rückläufig.“ Er rechnet mit höchstens 19.000 Euro Einnahmen. Zu wenig, um alle Energiekosten zu zahlen.

Ähnlich ist es bei den Kosten für die Instandhaltung der Gebäude. Allein vier Kirchen gehören zur Gemeinde und noch eine Reihe weiterer Gebäude. 29.000 Euro zahlt das Offizialat dafür, notwendig wären aber 45.000 Euro, wie Schröer berechnet hat. Auch hier klafft eine Lücke.

Erträge aus Grundstücken stopfen Löcher

Solche Lücken muss die Gemeinde irgendwie schließen. In Cloppenburg klappt das durch die Erträge aus Grundstücken. 20 Prozent davon darf Schröer frei verwenden, auch zum Schließen von Haushaltslöchern.

Grundstücke bekam die Gemeinde früher oft von Stiftern und Erblassen; mit dem Ertrag daraus wurden zum Beispiel die Seelsorger bezahlt. Heute werden die Seelsorgeteams aus Kirchensteuern vom Offizialat in Vechta bezahlt.

Cloppenburg hat Rücklagen gesammelt

Auch wenn Löcher zu stopfen sind im Haushalt: Über die Jahre hat es die Gemeinde St. Andreas geschafft, Rücklagen zu bilden. Rund 350.000 Euro hat sie auf dem Konto. „Für Liquidität, um Verpflichtungen nachzukommen“, so drückt Schröer es aus. Etwa, um alle laufenden und unerwarteten Rechnungen zu bezahlen.

Aber Schröer blickt hier auch in die Zukunft. Aus diesen Rücklagen könne die Gemeinde dringend notwendige Sanierungen der verschiedenen Orgeln finanzieren. Oder aufwendige Innensanierungen und den Winterdienst.

Ausgeglichener Haushalt

Am Ende des Jahres ist der Fachmann froh, einen ausgeglichenen Jahresabschluss vorlegen zu können. Sein Fazit: „Reich sind wir hier in Cloppenburg wirklich nicht.“

Schröer verwaltet auch noch die getrennten Haushalte von Friedhof und fünf Kindergärten, wo allein 95 Kräfte beschäftigt sind. 5,7 Millionen Euro werden dabei allein bei den Kindergärten bewegt. Finanziert werden die in einem komplizierten Mix aus Gebühren, Kirchensteuern aus dem Bischöflichen Offizialat in Vechta und kommunalen Geldern. Die Gemeinde zahlt da nichts selbst, sie verwaltet nur. Aber auch das sei „Arbeit genug“, versichert Schröer.

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